Doris Krumpl

Wien - Man hätte es sich ja auch leicht machen können. Aber prestigeträchtige Schinken von Malerfürsten und andere Kunst-Blockbuster wird man in der Generali Foundation nicht finden. Statt schnellen Bilderkonsums erfordert dieses Kunst-Fenster des Versicherungsunternehmens sehr oft, ganz ohne Glanz und Glamour längere Texte zu lesen, sich Stunden durch Berge von Archiv- und Videomaterial zu bewegen. Das muss aber kein Nachteil sein im Wiener Umfeld. Tatsächlich (positiv) wahrgenommen wird die Foundation eher im Ausland. Der Künstler Hans Haacke meint, diese Institution sei "weltweit einzigartig".

Grund genug, nach 15 Jahren Sammeltätigkeit Neuankäufe von fünf für die Kollektion bedeutenden Künstlern - Dan Graham, Sanja Ivekovic, Hans Haacke, Friedl Kubelka und Harun Farocki - auszustellen und ein bisschen Bilanz zu ziehen. Zwei Menschen präg(t)en das Profil der in Vorstandsetagen sicher nicht leicht zu vermittelnden (Konzept-)Kunst oder einer kritischen Kunst: Sabine Breitwieser, künstlerische Leiterin, und Dietrich Karner, Vorstandsvorsitzender der Generali Holding Vienna AG. Die ursprünglich als Skulpturensammlung, Marke Wotruba und Nachfolger, geplante Initiative stieg relativ rasch auf einen internationalen, erweiterten Skulpturenbegriff um.

Im Tiefspeicher der Foundation lagern deshalb rund 400 Videos und Filme. 1400 Werke von 160 Künstlern verzeichnet die auch auf Mediengeschichte und Film/Video hin orientierte Kollektion bis dato. Zu den in der Sammlung oft vertretenen Künstlern zählen Valie Export, Gottfried Bechtold, Bruno Gironcoli, Heimo Zobernig, Martha Rosler oder Gordon Matta-Clark.

Wissenschaftliche Aufarbeitung sowie Bewahren und Erhalten schreibt Breitwieser groß. Ein enormer Aufwand: Videos müssen alle fünf Jahre auf ein neues Speichermedium übertragen, Bänder einmal im Jahr "durchgespult" werden. Was schlussendlich angekauft wird, entscheidet Breitwieser mit einem dreiköpfigen, alle drei Jahre wechselnden Fachbeirat, ihre wichtigsten Berater, so die studierte Juristin, seien aber die Künstler selber.

Wirtschaftliche Überlegungen machen, vor allem in raueren Zeiten wie diesen, nicht Halt vor der Generali. So merken manche Künstler an, nirgendwo sonst so "beinharte Verträge" vorgelegt zu bekommen. Das Ankaufsbudget wurde 2002 gestrichen, für Adrian Piper flossen laut Breitwieser aber dennoch rund 180.000 Euro in die Kassen. Im Vergleich zu heute noch günstig erwarb die Generali Arbeiten von Künstlern, die erst später vom Kunstbetrieb und -markt entdeckt wurden. Früh schon erkannte man auch die Relevanz der damals noch wenig aufgearbeiteten Kunst der 60er- und 70er-Jahre, sei es auf nationaler wie internationaler Ebene. Die Documenta X (1997) fokussierte auch sehr auf diese Zeit. Dort fungierte der von der Generali mit Dan Graham entwickelte Glaspavillon als Videoecke.

Von Wertsteigerungen hören Finanzexperten gerne und der hauseigene habe ihr, so Breitwieser, gratuliert, nachdem die Sammlung geschätzt worden war: 117 Prozent Wertsteigerung. Bis 21. 12.
Präsentation des Sammlungs-
kataloges am 5. 11., 19.00

http://foundation.generali.at