Berlin - Kaum wurden durch eine undichte Stelle Mängel über den Eurofighter bekannt, wollten etliche Nationalratsabgeordnete aus Wien nähere Informationen vom deutschen Bundesrechnungshof (BRH) bekommen. Sie blitzten jedoch ab: Die Rechnungsprüfer behandeln ihren Bericht über das Rüstungsprojekt als Verschlusssache und informierten zunächst einmal ausschließlich das Verteidigungsministerium auf der Hardthöhe in Bonn.

Der Bericht des BRH wirbelte viel Staub auf - in Deutschland wie auch in Österreich. Anfragen aus dem österreichischen Parlament beim BRH wurden aber abgewiesen, "auch wenn uns die Brisanz des Themas und das große Interesse mancher Abgeordneter bewusst ist", wie eine Sprecherin sagte.

Auch das deutsche Verteidigungsministerium hält sich bedeckt. Es bestätigt lediglich, den Bericht empfangen zu haben, ihn in diesem Monat zu prüfen und dem Rechnungshof eine Antwort zu schicken. Die wird dann dort wiederum geprüft, bevor die Entscheidung fällt, ob auch der Haushaltsausschuss des Bundestags informiert werden soll. Dass der BRH das große Rüstungsprojekt besonders intensiv begleitet, wundert das Verteidigungsministerium nach dem nunmehr sechsten Rechnungshofbericht zum Thema Eurofighter nicht.

Spiegel veröffentlicht Mängel

Die Nachrichtenagentur ddp und das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatten am Wochenende Ausschnitte des Berichts zugespielt bekommen. Demnach schaffen die ersten Exemplare des Eurofighter, die derzeit ausgeliefert werden, nicht die geplanten 2.500 Stundenkilometer, dürfen im Überschallflug auf nur 12.000 statt der geforderten 18.000 Meter steigen, und unter bestimmten Wetterbedingungen können die Maschinen gar nicht abheben. Seitens der Herstellerfirma EADS hieß es dazu, die geforderten Leistungen seien mit den Prototypen bereits erbracht worden. Nun müssten sie im Zulassungsprozess noch mit den Serienflugzeugen nachgewiesen werden.

"Jeder MiG29 unterlegen"

Nach einem Bericht der ddp hält der Rechnungshof das Jagdflugzeug MiG 29, das das bundesdeutsche Verteidigungsministerium aus der DDR übernommen hatte und nun für einen symbolischen Euro pro Stück an Polen verkaufen möchte, für "besser als der Eurofighter", an dem noch "heftig herumgebastelt" werde. Und weiter: "In diesem Zustand ist der Eurofighter jeder MiG 29 unterlegen."

Die Rechnungsprüfer empfehlen demnach die Weiternutzung des Jagdflugzeugs MiG 29 im Rahmen des vorhandenen Flugstundenvorrats, bis einsatzfähige Eurofighter verfügbar seien. Es scheine schwer verständlich, das Jagdflugzeug auszusondern, bevor es seine maximale Lebensdauer erreicht habe. Die Bundeswehr hatte nach der Wende umgerechnet mehr als 350 Millionen Euro in die "Anpassung" der MiGs an die Anforderungen der bundesdeutschen Luftwaffe gesteckt, für die sie laut BRH noch bis 2008 ausreichen würden.

Die Bundeswehr will 180 Eurofighter anschaffen. In voller Zahl werden sie aber erst im Jahre 2015 zur Verfügung stehen. (APA)