Durch den sicher erscheinenden Absturz der Freiheitlichen werde der alte Regelfall wieder hergestellt - die Verschiebung im bürgerlichen, rechtsliberalen und rechten Lager werde der entscheidende Faktor sein. Auch bei der Nationalratswahl 2002 war eine Wanderungsbewegung von Wählern, die in den Neunzigerjahren die FPÖ gewählt haben, zur ÖVP evident.
Das Faktum, dass die Tiroler Volkspartei noch vor gar nicht so langer Zeit so zerstritten war, dass ihr eine Parteispaltung drohte, ist nach Pelinkas Ansicht bereinigt - was ein Verdienst van Staas sei: "Dass sie sich schnell erholt hat, hat auch mit dem Landeshauptmann zu tun. Van Staa hat schon als Bürgermeister in Innsbruck gezeigt, dass er es versteht, alle Themen zu besetzen. Er stellt sich dar als der bessere Freiheitliche, der bessere Sozialdemokrat, der bessere Grüne. Zur österreichweit günstigen Situation für die ÖVP kommt hinzu, dass es in Tirol kein Thema wie die Voest gibt, das ihr auf den Kopf fällt und eine besonders chaotische FPÖ."
Pelinka vergleicht die Tiroler Volkspartei mit der Bayerischen CSU: "Es ist nicht ganz schlüssig zu beantworten, wieso die Tiroler ÖVP die österreichische Ausgabe der CSU ist. Es ist erstaunlich, dass ihr die von ihr in Gang gesetzte Modernisierung nicht auf den Kopf fällt. Die Tiroler Gesellschaft kann mit einem Widerspruch ganz gut leben: sich rasch zu entwickeln, mit Vor- und Nachteilen, und sich der Illusion hinzugeben, alles sei beim Alten, Tradition, Kirche, Schützen. Würden die Widersprüche aufbrechen, hätte die ÖVP ein Problem."
Pelinka erscheint denkbar, dass nach der Wahl die innerparteilichen Begehrlichkeiten zunehmen, die Gräben wieder aufbrechen, vor allem wenn der VP-Wahlsieg nicht ganz eindeutig ausfallen sollte: "Van Staa ist mit knapper Mehrheit Obmann geworden, er ist nicht der Mann der Gesamtpartei, aber nichts ist so harmonisierend wie ein Wahlerfolg. Nur: Die absolute Mehrheit allein, ein 19. Mandat, wäre noch kein Erfolg. Das würde in der ÖVP nur als Folge des FPÖ-Absturzes gesehen. Er braucht gegenüber der eigenen Partei einen großen Erfolg, um uneingeschränkt bestimmen zu können."