Seine Laufbahn war, neben seinem Beruf als Rechtsanwalt, von der Politik geprägt. Als langjähriger Abgeordneter der FPÖ war Broesigke Obmann des Justizausschusses und zweier Untersuchungsausschüsse, u.a. jenes zur UNO-City. Er war einer der profiliertesten Vertreter des "Dritten Lagers" und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der FPÖ.
Nur einen Siegelring mit dem Wappen des adligen Vaters erlaubte er sich als Extravaganz. Sonst kannte ihn die Republik als staubtrockenen, spröden, höchst kompetenten Juristen. Den feinen Humor, der Tassilo (Freiherrn von) Broesigke bis zu seinem Tod auszeichnete, den kannten nur Vertraute - und die stammten nicht nur aus der FPÖ.
Biographie
In Meierhofen bei Karlsbad am 8. Juni 1919 geboren, mit den Eltern vertrieben, Studien in Wien, Heidelberg und München, Kriegsdienst, Gefangenschaft, 1947 Promotion, ab 1951 Rechtsanwalt in Wien - so vollzog sich im Zeitraffer das Berufsleben. Doch schon ab 1949 gesellte sich der Jurist dem VdU bei, 1955 gründete er die Wiener FPÖ-Landesgruppe, deren Parteichef er bis 1977 blieb. Als Gemeinderat und 13 Jahre als Nationalratsabgeordneter erwarb er sich Hochachtung weit über die Grenzen seiner Gesinnungsgemeinschaft hinaus. Mit dem Manifest zur Gesellschaftspolitik prägte er die FPÖ-Programmatik der siebziger Jahre. 1980 "raubte" Bruno Kreisky dem FPÖ-Klub sein wertvollstes Mitglied, indem ihn die SPÖ zum Präsidenten des Rechnungshofs wählte. Bis 1992 blieb er im Amt. Unbestechlich, seriös, loyal der Republik und seiner Partei - auch als ihn Jörg Haider unsanft behandelte.