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Will den "respektvollen Umgang mit Menschen" und "Fähigkeiten zur Konfliktbewältigung" vermitteln: Buddhismus-Lehrerin Renate Noack

Foto: APA/dpa/Wolfgang Kumm
Es wird vermutlich kein reiner Meditationskurs. "Schon allein deshalb nicht, weil Kinder besonders im Grundschulalter nicht lange sitzen wollen", erzählt Renate Noack (54) erste Buddhismus-Lehrerin Deutschlands. Seit dieser Woche unterrichtet die ehemalige Deutsch- und Philosophielehrerin an der Eosander-Schinkel-Grundschule in Charlottenburg und der John-Lennon-Oberschule in Berlin-Mitte "alle Richtungen des Buddhismus".

Und die ambitionierte Mittfünfzigerin hat gänzlich andere Vorstellungen vom Religionsunterricht als ihre Kollegen. Vielfältig und altersgemäß soll er sein, gemischt mit einer Portion meditativer und kreativer Einheiten. Neben dem Wissen über Buddha will Noack auch praktische Fähigkeiten vermitteln, etwa zur Konfliktbewältigung oder zum friedlichen Dialog. Gerade der respektvolle Umgang mit Menschen anderen Glaubens sei ihr besonders wichtig. Aber auch moderne Themen und kritisches Denken will sie fördern: etwa mit Themen wie "die Rolle der Frau im Buddhismus", die "Mode im Buddhismus" oder die "Verbreitung der fernöstlichen Religionen in Europa".

Toleranz als Tradition

Zu Gewaltfreiheit, Toleranz und Friedfertigkeit solle der buddhistische Religionsunterricht erziehen, heißt es im Rahmenplan des Fachs. Mitte Juli hatte ihn der Berliner Senat auf Antrag der Buddhistischen Gesellschaft Berlin genehmigt. Damit war der Weg frei für den ersten buddhistischen Religionsunterricht an deutschen Schulen. Obwohl: Religiöse Toleranz hat gerade in Berlin Tradition. Anders als im Rest der Republik sei der Religionsunterricht hier an öffentlichen Schulen kein ordentliches Lehrfach - er findet in der Hauptstadt außerhalb staatlicher Verantwortung statt.

Noack hofft nun, dass ihre Schüler künftig durch ihren Unterricht besser motiviert sein werden. Sie will mit ihnen meditieren und das Mantra singen. Die Kinder und Jugendlichen sollen auf ihren Körper achten lernen und ihre Konzentrationsfähigkeit verbessern. Noten wird sie keine geben.

Eher sehr pädagogisch

Am ersten Unterrichtstag war ihr Programm dann doch eher "sehr pädagogisch": Auf eine Vorstellungsrunde folgte ein Brainstorming zum Buddhismus. Studienrätin Noack wollte das Vorwissen ihrer Schüler einschätzen. Die Grundschüler hat sie zunächst malen lassen, ihnen eine goldene Buddha-Statue gezeigt und essenzielle Fragen beantwortet, wie beispielsweise: Wo befindet sich eigentlich Indien?

In Österreich gebe es, laut Ulrike Rauch-Keschmann, Sprecherin von Bildungsministerin Gehrer, seit 1998 buddhistischen Religionsunterricht - und zwar in kleinen Gruppen. "Für Buddhismus-Stunden kommen Kinder von verschiedenen Schulen zusammen, im Schnitt mindestens drei bis zehn." (Judith Grohmann, DER STANDARD Printausgabe, 6./7.9.2003)