Es gibt Menschen, die für gute Musik auf alles in der Welt verzichten könnten, auch auf das, an das Sie gerade denken. In diesem Zusammenhang dürfen wir Sie auf die vielleicht größte kommerzielle Frechheit des sich in den Winter schummelnden Jahrhundertsommerjahres 2003 aufmerksam machen. Sie heißt: "Kopierschutz". Dieser sorgt dafür, dass man CDs zwar kaufen, aber nicht hören kann. Zumindest werden kopiergeschützte CDs (und das sind 50 Prozent der neuen) von jedem dritten CD-Player verweigert. Man kann sie sicherheitshalber aber auch nicht auf Minidiscs überspielen, hat teuer erworbene MD-Player also nur noch zu Dekorationszwecken daheim stehen.

Will man unhörbare CDs zurückgeben, wird man als Verbrecher behandelt, weil der Händler davon ausgeht, dass man die Scheibe bereits kopiert hat. Genau das sollte der Kopierschutz im Übrigen verhindern. Kann er aber nicht. Wer das Kopieren einmal kapiert hat, kopiert auch kopiergeschützte CDs ohne Mühe.

Wer kopiergeschützte CDs nicht kopieren, sondern lediglich spielen will, hat - für einen Ladenpreis von bis zu 21 Euro - Pech gehabt. Es wäre an der Zeit, wieder auf Schallplatten umzusteigen. (DER STANDARD, Printausgabe, 12.9.2003)