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Linz/Wien - Die weitere Entstaatlichung der Voestalpine droht nun endgültig zur "Verländerung" zu verkommen. Unter dem Druck der Oppositionsparteien - allen voran der SPÖ - gab Landeshauptmann Josef Pühringer am Montag der mehrheitlich dem Land gehörenden Technologie- und Marketinggesellschaft (TMG) den Auftrag, bis zu 15 Prozent der Voest-Aktien zu kaufen.

Bunt gemischte Eigentümerstruktur

Bis Donnerstag hat die für Technologiezentren und Betriebsansiedlungen zuständige TMG Zeit, ihre Voest-Orders bei den Emissionsbanken Erste Bank und JP Morgan abzugeben. TMG-Eigentümer sind das Land Oberösterreich (56 Prozent), OÖ Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer (je 15 Prozent), Stadt Linz (fünf Prozent) und OÖ Industriellenvereinigung (je fünf Prozent) sowie die Stadt Steyr (zwei Prozent), die Stadt Wels und der Ennshafen (je ein Prozent).

Die für diesen spektakulären Kauf von 5,94 Mio. Aktien, der zum Montag-Kurs rund 200 bis 210 Mio. Euro kosten würde, sollen dem Vernehmen nach aus den Rücklagen des Landes kommen. Oberösterreichs SP-Chef Erich Haider wiederum schlug vor, das Paket mit der Umwandlung eines 700-Mio.-€-Darlehens zu bezahlen, das das Land dem Bund aus Überschüssen in der Landesgebarung gewährt hat.

Offene Fragen

Fixiert wurde indes das Vorkaufsrecht Oberösterreichs, für den Fall, dass die Oberbank und die Raiffeisenlandesbank ihre derzeitigen Voest-Aktien verkaufen sollten, was allerdings nicht geplant sei. Gemeinsam mit den geplanten Beteiligungen von Energie AG OÖ und Landes-Hypo-Bank sowie der Aufstockung der Mitarbeiterbeteiligung auf mehr als zehn Prozent sei die TMG-Beteiligung ein gangbarer Weg zu einer oberösterreichischen Sperrminorität von mehr als 25 Prozent, sagte Landeshauptmann Josef Pühringer.

Offen ist jedoch, welches Aktienpaket die TMG tatsächlich bekommen kann. Laut Privatisierungsplan der ÖIAG kann die TMG die gewünschten Aktien nur - wie alle anderen (institutionellen) Investoren auch - bei den Banken ordern. Ob ihr am Donnerstag die gewünschte Zahl an Aktien tatsächlich zugeteilt wird, ist offen. Für die Emissionsbanken gilt die TMG als Investor wie viele andere auch, "der weder bevorzugt noch benachteiligt wird". Man müsse die Voest-Interessenten lediglich auf ihre Seriosität prüfen.

ÖIAG: "Sehr skurril"

In der ÖIAG stieß das Ansinnen eines Direktkaufs auf Unverständnis. "Sehr skurril", hieß es dazu. "Es gibt ein Bookbuilding-Verfahren, und jeder, der Interesse hat, kann bei JP Morgan und bei der Erste Bank seine Wünsche deponieren", sagte ÖIAG-Sprecherin Viktoria Kickinger.

Manfred Eder, einer der beiden TMG-Geschäftsführer, enthielt sich eines Kommentars: "Das ist eine Eigentümerentscheidung, die ich nicht zu kommentieren habe." Persönlich begrüße er aber alles, was zur Standortsicherung bei der Voest beitrage, betonte Eder. (ung, APA, Reuters/DER STANDARD Print-Ausgabe, 16.9.2003)