Johannesburg - Der 5. Weltkongress über Nationalparks und geschützte Gebiete in Durban (Südafrika) will in einer Abschlusserklärung den Schutz der Meere stärken. Nach Ansicht von Achim Steiner (42), Generaldirektor der Weltnaturschutzunion (IUCN), steht auch eine stärkere Beteiligung der Industrieländer an den Kosten der Schutzgebiete an. Der Kongress endet am Mittwoch.

Frage: Wie ist die Bestandsaufnahme in Durban ausgefallen und welche Perspektiven zeichnen sich für die Naturschutzgebiete ab?

Steiner: Die Bestandsaufnahme ist hervorragend. Wir haben die beim vergangenen Kongress gesetzten Ziele noch überschritten, was selten vorkommt. Statt der geforderten zehn Prozent der Erdoberfläche stehen heute 12,7 Prozent unter Schutz. Damit ist ein wichtiges Etappenziel erreicht. Doch bei den Weltmeeren ist es gerade ein Prozent. Durban wird daher der Ort sein, der das Augenmerk der Weltöffentlichkeit auf die Notwendigkeit eines stärkeren Schutzes der Meere lenken wird. Es wird einen dringenden Aufruf geben, mehr Schutzgebiete auszuweisen.

Frage: Wie bleiben diese Schutzgebiete weiter finanzierbar?

Steiner: Die ganze Schutzgebiet-Thematik ist längst keine reine Umwelt-Debatte mehr. Weltweit entsprechen die Schutzgebiete heute den landwirtschaftlich genutzten Flächen. Es sind auch mit Blick auf den Klimawandel Dienstleistungen ökologischer Art, die durch die Schutzgebiete bereitgestellt werden. Die lassen sich aber nicht allein mit Entwicklungshilfe finanzieren. Es ist daher ein legitimer Schritt, dass der Norden künftig von den Entwicklungsländern in die Pflicht genommen werden soll. Wir müssen ein Marktsystem finden, wie die Weltgemeinschaft die Kosten gemeinsam schultern kann.

Frage: Welche Frage spielt dabei der Tourismus?

Steiner: Wir wissen, dass weltweit 55 Prozent aller Touristen in ihrem Urlaub mindestens einmal einen Naturpark oder ein Schutzgebiet besuchen. Er spielt also eine große Rolle, weil er zur Finanzierung der Schutzgebiete beiträgt. Die Entwicklung auf kommerzieller Ebene ist jedoch nicht immer unproblematisch. Eins allerdings ist in Durban klar geworden: Naturschutz, der den Ausschluss der Menschen als oberstes Ziel hat, ist als Konzept der Vergangenheit ohne Zukunft. (APA)