Coverfoto: Wall of Sound/Virgin
Über das Internet kursieren ja so einige Mythen. Einer der hartnäckigeren davon ist der von der "Aktualität" - wo doch kaum irgendwo soviel an veraltetem Informationsmüll herumgammelt wie hier. Und mit zum schlimmsten gehören die Webseiten von Bands ...

Kürzlich mal wieder einen Rundblick bei alten Lieblingsbands gemacht. Letzter "damaliger" Info-Stand daheim bei Zootens: alles um das Erscheinen des Debütalbums "Living in a Magazine" 2001 - dito auf den Webseiten von "Rolling Stone" und "NME". Band also vermutlich aufgelöst, oweh. Eine Woche später beim Zeitschriftendurchblättern am Bahnhof die neue CD als "Album des Monats" präsentiert bekommen. Papier ist eben doch oft schneller.

Zu früh, zu konsequent, zu stylish?

Mit besagtem Debüt schienen die Brüder Adam & Johnny Blake und Stuart Price angetreten, um Duran Duran fürs neue Jahrtausend zu werden. Kurze, extrem poppige Songs, Sound-Elemente der frühen 80er und ein konsequent durchgezogenes Corporate Design von Plattencovern über Videos bis zu Live-Auftritten mit New Romantic-Anzügen und -schminke taten das ihre, die Band in die entsprechende und durchaus erfolgversprechende Schublade zu stecken.

Der ganz große Durchbruch blieb aber aus. Vielleicht verpassten sie den Ritt auf der 80er-Welle, die sie selbst mit losgetreten hatten, weil sie nur ganz knapp zu früh dran waren. Vielleicht schienen sie mit ihren die Pop-Kultur thematisierenden Texten vielen auch zu abstrakt.

Besinnung und Bescheidenheit

... wenn, dann haben sie sich diese Lektion zu Herzen genommen: Die Songinhalte ihres selbstbetitelten zweiten Albums sind jedenfalls samt und sonders aus der Beziehungskiste gegriffen. Tendenz: Liebe bleibt unerfüllt.

Auch der Sound wurde beruhigt (ein dubbiges Stück trägt bezeichnenderweise den Titel "Calmer"). Die erste Single "Grey Day" schlägt noch eine Brücke zum Vorläuferalbum, dann wird das Tempo jedoch endgültig aufs neue Maß reduziert. Immer noch ist es Synth- und Bass-getragener latent tanzbarer Pop - gedehnter jedoch, ruhiger und melancholischer. Nicht mehr auf die mittels Strophe / Refrain / Strophe / Refrain / Bridge / Refrain ins Ohr gehämmerte schnelle Pop-Formel getrimmt. "Snow White" kommt gar als semi-akustische Ballade daher.

Stille Schönheit

Doch immer noch setzen Zoot Woman auf die eher an Ben Folds Five als an diverse Elektropop-Bands erinnernden Vokalharmonien, die schon "Living in a Magazine" zur Lieblingsplatte der Redaktion machten.

Das dritte Stück heißt "Gem" - und genau das bekommt man hier auch: zehn unauffälliger als erwartet und dennoch wunderbar schimmernde Schmuckstücke des Pop. Von einer Band, die hörbar ein Stückchen älter geworden ist. (Josefson)