Standard: Herr Breier, sind Sie ein eher unverträglicher Typ? Vor drei Jahren wegen unterschiedlicher Auffassungen bei Büro X Hamburg ausgeschieden, jetzt bei P Agentur für Markengestaltung, die Sie ebenfalls mitbegründet haben . . .

Breier: In den beiden Fällen habe ich relativ Unbekannte zu meinen gleichberechtigten Partnern gemacht. Ich hätte sie anstellen sollen, das hätte die Sache erleichtert.

Wir waren für die wirklich großen Kunden zu klein, und mit den interessanten kleinen Kunden kann man letztendlich nicht wirklich überleben. Meine Partner haben aber gerade diese mittlere Agenturgröße mit Händen und Füßen verteidigt. Aber als mittlere Agentur hat man es derzeit am Markt ganz schwer.

Im Wiener Büro X bin ich aber weiterhin, und es klappt nach wie vor hervorragend.

STANDARD: Büro X Hamburg ist in Ausgleich gegangen.

Breier: Ja genau. Es wird aber schmalspurmäßig mit wenig Mitarbeitern weitergeführt.

STANDARD: Apropos: Ist in dieser miesen Branchenkonjunktur Land in Sicht?

Breier: Deutschland schaut da fasziniert auf Österreich und fragt sich, wie so ein kleines Land halbwegs vernünftig vorankommen kann. In Deutschland wären die Budgets ja da, das Geld wird nur teilweise nicht ausgegeben. Die Deutschen sparen wie die Weltmeister. Anzeichen für eine Besserung sehe ich nicht. Es wird aber immerhin nicht noch weiter runtergehen.

STANDARD: Was tut Lo Breier künftig? Freier Art Director?

Breier: Ich spiele Beiboot für Werbeagenturen, wie jetzt bei Ogilvy, für Themen wie Corporate Design.

STANDARD: Sie haben viel Mediendesign gemacht, für "Wiener", "Tempo", "News", "Kurier". Da tut sich nichts mehr?

Breier: Gerade die Großverlage in Deutschland sind sehr ängstlich und bringen kaum Neues auf den Markt. Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" war da eines der seltenen Highlights, wirklich eine mutige Sache.

Deshalb entwickle ich gerade mit Lukas Koch ("Tempo", "Die Woche") ein neues, journalistischeres Automagazin und rede erst dann mit Verlagen oder Investoren.

Mich beeindruckt die neu gestaltete "Schweizer Weltwoche". In Deutschland schaut man fasziniert da drauf und weiß nicht, wie das geht.

STANDARD: Und was halten Sie vom Relaunch der "Presse"?

Breier: Er ist sehr schief gegangen. Man kann durchaus eine moderne Tageszeitung machen, aber hier ging der Zeitungstouch verloren. Die Änderung war zu dramatisch. (DER STANDARD, Printausgabe vom 22.9.2003)