Salzburg - "Männer schätzen die eigenen Wände auf vier Rädern und fahren schon deshalb gerne mit dem Auto zur Arbeit", nannte Salzburgs Frauenbeauftragte Dagmar Stranzinger am Montag bei einem Pressegespräch in Salzburg einen wesentlichen Grund, warum hauptsächlich Frauen öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Unter dem Titel "Frauen fahren anders - Männer auch!" wollen in Salzburg ExpertInnen der Verkehrsplanung herausfinden, welche Bedürfnisse Frauen und Männer an die "Öffis" stellen.

Der Salzburger Verkehrsverbund will das Thema "Gender Mainstreaming" forcieren, um sein Angebot attraktiver zu gestalten. Mit dem Ziel, dass sich "die Verhältniszahl zwischen Männer und Frauen in Zukunft ändert", richtete Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden seinen Wunsch an die TeilnehmerInnen der Fachtagung. Denn "60 Prozent aller Fahrgäste bestehen aus weiblicher Kundschaft", erklärte Gunter Mackinger, Leiter des Stadtbusses und der Lokalbahn.

Um zu demonstrieren, wie unterschiedlich sich die Geschlechter verhalten, wurden vor wenigen Tagen zwölf Testpersonen zum Einkaufen in die Stadt geschickt - mit der Auflage, mindestens einmal in ein öffentliches Verkehrsmittel zu steigen. Das Ergebnis: Von den sechs teilnehmenden Männern haben fünf auch das Auto verwendet, von den Frauen dagegen nur eine. "Wir müssen in Zukunft den Bedürfnissen der Frauen noch mehr Rechnung tragen", zog Antje Theißen, Geschäftsführerin des Salzburger Verkehrsverbundes, Bilanz aus diesem "Parcours".

Soziale Rolle von Bedeutung

Nicht das Geschlecht selbst sei ausschlaggebend an diesem Verhalten, sondern die soziale Rolle, in die Frauen schlüpfen müssen, betonte Gisela Stete, Verkehrsplanerin aus Darmstadt. Frauen hätten ein enges Zeitbudget und stünden vor der Aufgabe, wie sie "ihre innere Erledigungslisten" möglichst rasch bewerkstelligen könnten. Stete forderte nicht nur neue Bedienungs-, sondern auch bessere Tarifangebote wie eine "Zweistundenkarte", die auch mit Fahrunterbrechung gültig ist.

In einer ersten Reaktion bietet der Verkehrsverbund eine Verlängerung seines zehn Minuten-Intervalls an. Ab 14. Dezember fahren die städtischen Busse an Werktagen bis 19.30 Uhr, an Samstagen bis 18.00 Uhr in diesem Takt. Um den Komfort für die KundInnen noch zu verbessern, sorgt ein "fliegender Reinigungstrupp" für mehr Sauberkeit in den Öffis. Und "ab Ende Oktober soll die Präsenz von Kontrollorganen des Verkehrsverbundes für mehr Sicherheit im Haltestellen-Bereich am Hanuschplatz und am Bahnhof sorgen", kündigte Mackinger an. Außerdem werden mehr Beleuchtungskörper installiert.

Erst wenn alle Hausaufgaben gemacht seien, dann werde auch der Kunde mehr Verständnis für eine adäquate Tarifanpassung aufbringen, resümierte Bürgermeister Schaden. (APA)