Wien - Als die Großen der EU wurden bisher im Allgemeinen Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, und Spanien angesehen. Mit Polen gesellt sich erstmals ein so genannter Reformstaat zu diesem illustren Kreis. In diesen sechs Ländern leben rund drei Viertel der Bevölkerung der EU-25. Insgesamt leben in der EU rund 450 Millionen Menschen. Vier Länder - Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien - sind Mitglied der G-8, und gehören damit zu den größten Industrienationen der Welt. Alle sechs sind Mitglieder des westlichen Verteidigungsbündnisses NATO. Im Zuge der Irak-Krise und des nachfolgenden Krieges traten jedoch einige politische Brüche auf. Während Großbritannien und auch Spanien, Italien und Polen den Feldzug der USA gegen den Irak unterstützten, gehörten Frankreich und Deutschland zu den vehementesten Gegnern.

Stimmgewicht

Die Gruppe der "Kleinen" in der EU verändert sich durch den Zuwachs im kommenden Jahr massiv. Statt wie bisher neun wird es künftig 19 Staaten geben, die dieser Gruppe zugerechnet werden. Theoretisch haben diese Länder vor allem bei Entscheidungen der EU-Kommission gemeinsam ein großes Gewicht. Im EU-Parlament haben sie mit ihren insgesamt 291 Sitzen allein keine Mehrheit. Im Ministerrat der EU verfügen sie mit einem Stimmgewicht von insgesamt 151 vergleichsweise nicht so viel weniger als die sechs "Großen" Länder mit einem Stimmgewicht von 170. Im Ministerrat liegt das Erfordernis für eine Mehrheitsentscheidung bei 232 Stimmen. Mit 90 Stimmen kann eine Entscheidung blockiert werden (Sperrminorität).

Unter den kleinen und mittelgroßen Ländern ist die Inhomogenität wesentlich größer als bei den "Großen". Hierher gehören mit Malta und Luxemburg ebenso Länder, die mitunter mit dem Prädikat "Zwergstaaten" versehen werden, wie auch Länder wie Schweden oder den Niederlanden, die wirtschaftlich ein beträchtliches Gewicht in die Waagschale werfen können.

Außerdem teilen sich die 19 in zahlreiche Untergruppen. So gibt es mit Österreich, Irland, Schweden, Finnland sowie Malta und Zypern sechs Staaten, die keine NATO-Mitglieder sind. Den Euro eingeführt haben bisher zwölf EU-Staaten: Schweden, Dänemark und Großbritannien wollen bis auf weiteres auch ohne die gemeinsame Währung auskommen. Unter den am 1. Mai 2004 hinzu kommenden zehn Beitrittsländern gibt es viel Gemeinsames - fast alle sind bereits NATO-Mitglieder, wollen den Euro einführen und dem Schengener Abkommen über den freien Grenzverkehr beitreten. Dennoch gibt es auch hier Unterschiede: Die baltischen Republiken Estland, Lettland und Litauen bilden geografisch und wirtschaftlich eine Art Einheit und tendieren in vielen Fragen eher nach Nordeuropa. Sie sehen sich auch als Teil einer besonders starken transatlantischen Zusammenarbeit mit den USA. Andere, wie Slowenien oder Tschechien, nehmen diesbezüglich eine differenzierte Haltung ein. (APA)