Innsbruck/Linz/Wien – Personalabbau um 15 Prozent in vier Jahren, dafür aber Mehrkosten um 15 bis 20 Prozent alleine für Strom, den die autonomen Unis künftig einkaufen müssen: Das sind exemplarische Auswirkungen des Sparkurses, zu dem die Universität Innsbruck gezwungen ist, sagt Noch-Vizerektor – ab 1. Oktober Rektor – Manfried Gantner im STANDARD-Gespräch.

Der Ausschreibungsstopp seit Ostern schaffe eine "Fülle von Problemen. Wir konnten ein paar junge Wissenschafter nicht ins Ausland ziehen lassen", da die Institute dann verwaist wären. Ähnliche Probleme gibt es bei Karenzvertretungen. Die Investitionen habe man um "bis zu 60 Prozent zurückgefahren", insgesamt fehlten 7,1 Millionen Euro. Gantner hat "nicht den Eindruck, dass die Unis derzeit großen Stellenwert haben".

Vor drastischen Problemen steht das Forschungszentrum Computerunterstützte Materialwissenschaft (CMS) in Wien: "Wenn weiter gespart wird, sinkt bis Sommer 2004 unser Personalstand unter die kritische Masse", fürchtet Peter Weinberger um den Bestand seines interuniversitären Institutes. Noch habe man an der TU Wien und an der Uni Wien sechzig Mitarbeiter, wird aber weiter gespart, droht das Aus. Mit den momentanen Budgetmitteln, so Weinberger, könne man den Personalstand nicht halten. Außerdem sei die Beteiligung an künftigen EU-Projekten fraglich, da es keine Vorfinanzierung mehr gebe. Sein Fazit hat er dem Bildungsministerium brieflich mitgeteilt: "Spätestens Sommer 2005 ist dieses Zentrum irrelevant geworden." Er selbst wird wohl ins Ausland gehen: "Soll ich im Stadtpark spazieren gehen?"

Auf zusätzliche Mittel von der TU Wien braucht er kaum zu hoffen, denn gespart wird dort an allen Ecken. Beispielsweise im Fachbereich Chemie, wo ein "Notprogramm" für die Lehre gefahren wird. Laborübungen werden ins nächste Jahr verschoben, da die Mittel für einen ordentlichen Studienbetrieb fehlen.

Für einen Professor an der Wiener Gewi-Fakultät ist die Lage noch viel dramatischer als von seinem Rektor Georg Winckler im STANDARD-Interview dargestellt: "Es ist mehr als ärgerlich, dass der Nachbesetzungsstopp so heruntergespielt wird. Das heißt, Projekte stehen, notwendige Stellen werden nicht besetzt – das ist das Gegenteil von Strukturpolitik." Am Gerätesektor gebe es keine Erneuerung mehr, für die Fachbibliothek der Wiener Germanistik werde wie in Graz seit Juni nichts mehr neu angekauft. (kob, nim, pm/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.9.2003)