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Die Zahl der Diebstähle steigt seit Jahresbeginn an - auch Kleinbanden aus Osteuropa sind unter den Tätern. Fehlendes Risikobewusstsein macht es Kriminellen aber leicht.

Foto: APA/dpa/Kay Nietfeld
Einen "Ansturm auf den Selbstbedienungsladen Österreich" durch Kriminaltouristen aus Osteuropa ortet die Kronen Zeitung, Innenminister Ernst Strasser denkt laut über eine Neueinführung der Visapflicht für Rumänen nach. Steigende Zahlen bei Taschendiebstählen, Einbrüchen und Raubüberfällen besonders in Wien haben das Land in Südosteuropa in Verruf gebracht. Die Polizei reagiert mit Repression, sieht aber auch Leichtsinn bei den Österreichern.

Aus den offiziellen Zahlen des Innenministeriums lässt sich kein klares Bild ableiten. Im Jahr 2001, dem letzten Jahr mit Visapflicht, wurden in Österreich 2505 rumänische Tatverdächtige verhaftet. Im vergangenen Jahr waren es bereits 3131, ein Plus von fast 25 Prozent. Weniger dramatisch sieht die Sache dagegen aus, wenn man sich den Anteil der Rumänen an allen mutmaßlichen Tätern ansieht: Nur 1,5 Prozent aller Festgenommenen waren Rumänen, nach 1,2 Prozent im Jahr zuvor.

Für heuer liegen noch keine Zahlen vor, erklärt Erich Zwettler vom Bundeskriminalamt (BK). "Seit Anfang des Jahres stellen wir aber eine Zunahme von Straftaten durch organisierte Banden fest", meint er. Meist arbeiten sie in Gruppen aus drei bis sechs Personen, die entweder aus einer Ortschaft oder einer Familie stammen.

"Hit and run"

Ihre Taktik basiert auf "hit and run", nach einem Beutezug verschwinden die Täter wieder in ihre Heimat. Die Kleingruppen scheinen aber untereinander nicht vernetzt zu sein, Revierabsprachen gibt es auch nach Erkenntnissen des deutschen Bundeskriminalamtes in Wiesbaden nicht.

"Wir warnen aber davor, ein ganzes Volk zu kriminalisieren", stellt Zwettler klar. Es sei klar, dass mit der Reisefreiheit und dem niedrigen Lebensstandard in Südosteuropa die Versuchung groß sei, Eigentum illegal zu besorgen. Eine ähnliche Situation habe es aber auch zu Beginn der 90er-Jahre gegeben, als sich Tschechen und Ungarn in Supermärkten und Parfümerien selbst bedienten. Durch den steigenden Wohlstand in unseren Nachbarländern sei dieses Phänomen aber zurückgegangen, Ähnliches wird sich auch in Rumänien abspielen, glaubt Zwettler.

Er hofft gleichzeitig, dass die Polizei bis dahin "mit starkem Repressionsdruck" Erfolge erzielen kann. So sollen bereits an der rumänischen und ungarischen Grenze Reisende strenger kontrolliert werden, die heimische Exekutive setzt Schwerpunktaktionen.

Doch auch die Österreicher müssen sich umstellen. "Wir haben ein weniger stark ausgeprägtes Risikobewusstsein als in Italien und Spanien", gibt der BK-Mann zu bedenken. Sichtbar im Auto liegende Laptops oder Handys, Geldtaschen ganz oben in der Einkaufstasche oder Unachtsamkeit beim Bankomaten signalisieren möglichen Tätern ein leichtes Opfer. (DER STANDARD, Printausgabe 25.09.2003)