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Einen leichten Aufwärtstrend prognostizieren die heimischen Wirtschaftsforscher - Das IHS ist wie immer zuletzt optimistischer bei der Einschätzung der künftigen Wirtschaftsentwicklung

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd
Wien - Jetzt ist es quasi amtlich. Obwohl sich die Stimmung der Unternehmen in Europa über den Sommer etwas gebessert hatte, wird Österreich heuer nicht einmal eine einprozentige Steigerung des Bruttoinlandesproduktes (BIP) schaffen. Mit 0,7 Prozent des Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo) bzw. den etwas optimistischeren 0,9 Prozent des Institutes für Höhere Studien (IHS) liegt Österreich aber trotzdem über den Prognosewerten für Europa (0,5 Prozent). In Deutschland wird sogar eine völlige Stagnation der Wirtschaftsleistung erwartet.

"Licht am Ende des Tunnels" sehen die Konjunkturexperten jedoch 2004. Dann soll es einen leichten Aufschwung aus der seit drei Jahren anhaltenden konjunkturellen Stagnation geben. Das Wifo setzt ihn mit 1,4 Prozent, das IHS mit 2,1 Prozent an. Dies entspricht auch den Wachstumserwartungen für die EU und den Euroraum. Gleichzeitig wird diese Vorhersage noch als "vage" bezeichnet, man beziehe sich dabei vor allem auf Annahmen und nicht auf reale Vorzeichen. Ein markanter Aufschwung sei weiterhin nicht in Sicht.

Dies gilt auch für die Arbeitslosenstatistik. Die Zahl der Arbeitslosen wird heuer auf rund 239.000 und im Jahr 2004 auf 244.000 steigen. Laut traditioneller österreichischer Berechnung entspricht dies einer Arbeitslosenquote von 7,1 Prozent. Die EU-Statistiker von Eurostat berechnen 4,4 Prozent.

Klare und relativ gleich lautende Worte fanden Karl Aiginger (Wifo) und Bernhard Felderer (IHS) jedenfalls zum Thema Konjunkturpaket. Sie sprachen sich, anstelle von Stückwerk, für ein Gesamtpaket einer Steuerreform bis 2010 aus.

Kein Stückwerk mehr

In dem Reformpaket sollte vor allem die steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit angedacht werden. Die Dimension der Steuerreform solle vom künftigen Wirtschaftswachstum abhängig gemacht werden. Damit widersprach man indirekt der Vorstellung, eine Steuerreform könnte in Österreich Konjunkturimpulse auslösen. Es bestehe eher die Gefahr, dass dessen Wirkung mehr im Ausland zu spüren wäre, so Aiginger.

Wirksamer wäre aus seiner Sicht eine Fortsetzung des bis Ende 2003 befristeten Konjunkturpaketes II im Ausmaß von 0,2 Prozent des BIP. Das entspricht rund 400 Mio. Euro. Notwendig wären vor allem das Vorziehen von Infrastrukturprojekten mit Blick auf die Osterweiterung. Außerdem müsse mehr Geld in die Forschung fließen. Bei der betrieblichen Forschungsförderung sollten die vielfältigen, schwer durchschaubaren Fördersätze durch einen einzigen Freibetrag von 25 Prozent ersetzt werden. Außerdem müsse in eine verbesserte modulare, EU-zertifizierte Weiterbildung investiert werden. Geld müsse außerdem für die Wiederqualifizierung von Langzeitarbeitslosen in die Hand genommen werden.

Wachstumspol Asien

Stärkere Impulse als zuletzt soll die Weltwirtschaft künftig jedenfalls aus den USA, vor allem aber aus dem asiatischen Raum erhalten. Die US-Wirtschaft ist im ersten Halbjahr 2003 um zweieinviertel Prozent gewachsen, was allerdings vor allem auf die Ausweitung der Militärausgaben zurückgeführt wird. Asien, so die Wirtschaftsexperten, bildet den Wachstumspol der Weltwirtschaft, jüngst hat die Nachfragedynamik sogar die lahmende japanische Wirtschaft erfasst. (bach, Der Standard, Printausgabe, 27.09.2003)