Wien - Vergessen, wie die Redewendung heißt: "Eulen nach Athen tragen" oder "Neue Musik nach Wien tragen"? Beides ist im Prinzip aussichtslos. Eulen nach Athen, das ist unnötig; Musik der Schönberg-Schule nach Wien, das war immer schwierig, weil das Publikum dabei streikt. Aber die Einrichtung des Arnold-Schönberg-Centers 1998 änderte alles: Bitte hier keine Schwellenangst. Die Räume im Palais Fanto verlocken schon mit schönstem Ausblick, aus der halbkreisförmigen Bibliothek hinüber auf die Französische Botschaft, dahinter die Kuppel der Karlskirche. - Betrachten kann man hier zum Beispiel (neben bester Fachliteratur) sogar Exemplare aus Schönbergs Bibliothek: von Altenberg über Kafka zu Manns Doktor Faustus (über den sich Schönberg, der Nachbar im Exil, ärgerte). Sogar das Heeresreglement der k. u. k. Armee nahm der Intellektuelle nach Los Angeles mit. Im AV-Raum lassen sich Schönberg-Stücke anhören. Ein Höhepunkt: das rekonstruierte Arbeitszimmer. Hier outet sich Schönberg als Handwerker der Avantgarde - selbst entworfene Kästen, Schnitzeisen, Zollstock: Die Axt im Haus erspart Zar und Zimmermann! (DER STANDARD, ALBUM, Printausgabe, 27./28. 9.2003)