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Vizekanzler Herbert Haupt will trotz der empfindlichen Wahlniederlagen FP-Chef bleiben

Foto: APA/Artinger
Vizekanzler Herbert Haupt will als FPÖ-Chef bleiben und in der Regierung freiheitliche Anliegen durchsetzen. Jörg Haider solle durch seine Wiederwahl in Kärnten das blaue Tief beenden, sagt Haupt im Gespräch mit Eva Linsinger.

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STANDARD: Was sind Ihre Konsequenzen aus der Wahlniederlage?

Haupt: Die Konsequenzen sind beinharte Arbeit und Vervielfältigung unserer Leistungen, damit die Bürger wieder darauf kommen, dass Österreich ohne die freiheitliche Partei ärmer ist. Wir müssen unser Ohr bei den Bürgern haben.

STANDARD: Denken Sie an Rücktritt?

Haupt: Nein. Sondern ich denke an Arbeit.

STANDARD: Denken Sie an andere Konsequenzen? Manche fordern Änderungen im Generalsekretariat.

Haupt: Nein. Wir haben, wenn wir jetzt mit offenen Augen und Ohren durch die Lande gefahren sind, von den Bürgern zwei Botschaften gehört: Arbeitet für Österreich! Kümmert euch um die Menschen und ihre Belange und nicht um eure eigenen! Das ist der klare Auftrag der Wähler. Den will ich einhalten.

STANDARD: War diese Wahl eine Ohrfeige für die gesamte Regierungsarbeit?

Haupt: Mathematisch haben wir für die Regierungsarbeit überall eine Mehrheit jenseits von Rot-Grün. Das ist gut so. Rot-Grün würde Österreich dorthin führen, wo Deutschland ist - in den Untergang.

STANDARD: Muss der Regierungskurs geändert werden?

Haupt: Wir müssen in der Regierung klar machen, wer für die Anliegen der Bürger steht - dass Österreich wieder Heimat und Zukunft wird.

STANDARD: Behaupten Sie sich zu wenig gegen die VP?

Haupt: Ich habe vieles in der Regierung bewegt. Mit zehn Prozent ist man nicht so stark wie ehemals als gleich starke Partei. Aber wichtig ist, dass die FP- Handschrift nicht nur am Papier, sondern in der Öffentlichkeit erkennbar ist.

STANDARD: Erdrückt Sie die ÖVP in der Regierung?

Haupt: Sie erdrückt uns nicht. Aber die ÖVP hat es verstanden, die Arbeit der Regierung auf ihre Mühlen zu lenken. Es wird gut sein, wenn wir eine deutliche Abzweigung auf die Mühlen der FPÖ schaffen.

STANDARD: Wie?

Haupt: Unsere Anliegen sind der Kampf gegen die Kriminalität, die Steuerreform und ein Konjunkturpaket, weil Beschäftigungsprogramme dringend notwendig sind. Die Arbeitslosenzahlen sind zwar besser als im EU-Schnitt, aber erschreckend genug.

STANDARD: Ist die Rückkehr Jörg Haiders ein Thema?

Haupt: Haider hat klar gemacht, dass sein prioritäres Ziel Kärnten ist. Haider ist einer der begnadetsten Politiker der Zweiten Republik. Wir brauchen dringend ein Erfolgsrezept in Kärnten. Die Wiederwahl dort kann ein Signal sein, dass wir über das Tief hinweg sind.

STANDARD: Wie viele Schlappen kann sich die FP leisten?

Haupt: Wir werden dann keine Schlappen mehr erleben, wenn wir uns wieder um die Anliegen der Bürger kümmern und die eigenen internen Animositäten zurückstellen. Dann werden wir dieses Tief schnell durchtauchen.

STANDARD: Ist die FPÖ in einer Regierung zum Verlieren verdammt?

Haupt: Wenn man sich Kärnten ansieht, können wir in der Regierung gewinnen. Wir werden zu beweisen haben, dass wir auch in einer Bundesregierung gewinnen können. Denn es geht um die Existenz des dritten Lagers. Ich möchte die FPÖ wieder als dritte Kraft sehen. Ich hoffe, dass nach einem Jahr Streit die Zukunft für alle so wichtig ist, dass persönliche Animositäten endlich der Vergangenheit angehören. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.9.2003)