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Die Regierung ist gefordert, bessere Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung zu schaffen

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Innovations- Standort Österreich

Grafik: APA
Wien/Washington - Die als kleinteilig und zersplittert verschriene österreichische Forschungsförderlandschaft dürfte nicht so schlecht sein wie ihr Ruf. Diese Einschätzung lässt sich zumindest von einer Erhebung ableiten, die das Beratungsunternehmen Arthur D. Little (ADL) durchgeführt hat. Demnach wollen die meisten österreichischen Unternehmen in den nächsten zwölf bis 24 Monaten nämlich mehr in Innovationsvorhaben investieren als bisher:

34 Prozent der insgesamt 50 befragten Industriebetriebe wollen für Forschung und Entwicklung (F&E) mehr Geld in die Hand nehmen, immerhin die Hälfte gleich viel (siehe Grafik). Nur 16 Prozent planen eine Reduzierung, sagte Österreichs ADL-Chef Christian Weigel am Montag.

Deutschlands Unternehmer sind, was diesen Indikator für den dringend erwarteten Wirtschaftsaufschwung betrifft, pessimistischer: 34 Prozent planen höhere F&E-Investments, 39 Prozent wollen das Vorjahresniveau halten.

Stimmungsbild fällt ernüchternd aus

Das allgemeine Stimmungsbild fällt dennoch ernüchternd aus: Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Ansicht, Österreich könne seine Position als Innovationsstandort nicht halten, weil die Rahmenbedingungen im Vergleich mit anderen führenden Industrieländern schlechter geworden seien. Eindeutig besser hätte es die Schweizer Industrie.

Gerhard Riemer, Innovationsexperte der Industriellenvereinigung (IV), sieht damit eine langjährige IV-Forderung bestätigt: "Die Regierung muss alles tun, um das Innovationsklima zu verbessern." Denn eine echte Benchmark habe mit jenen Ländern zu erfolgen, die tatsächlich Spitze seien. Also den skandinavischen Ländern, deren F&E-Quote zum Teil deutlich über drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts beträgt, während jene Österreichs bei knapp zwei Prozent stagniere. Neben einer F&E-Nationalstiftung, die jährlich mindestens 100 Millionen Euro Ertrag abwerfen soll, müsse es dringend ein Haus für alle Fördereinrichtungen geben.

Überfällige Strukturreform

Nicht zu vergessen die überfällige Strukturreform bei den Fördertöpfen, die im Lichte der EU-Erweiterung vermehrt Top-down-Förderung bringen sollte. Nicht ersetzen könne all dies freilich steuerliche Anreize wie einen 25-prozentigen Investitionsfreibetrag - zusätzlich zu Forschungsfreibetrag (35 Prozent für zusätzliche Aufwendungen) und Forschungsprämie (fünf Prozent).

Übrigens: So gut, wie immer behauptet, ist offenbar auch das US-Innovationssystem mit seiner 2,6-prozentigen F&E-Quote nicht. Denn laut Don Kash, Professor an der George Mason University in Washington, schaffen es die USA immer weniger, mit hochkomplexen Prozessen hochkomplexe Produkte herzustellen und damit am globalisierten Markt zu landen. Der Anteil derartiger Güter am Export stieg seit 1970 insgesamt zwar von 47 auf 68 Prozent, die entsprechende US-Handelsbilanz kehrte sich allerdings ins Negative um. Die Gründe sind für Kash vielfältig: "Entweder etwas ist so komplex, dass sie es nicht erklären können, oder es ist so kompliziert, dass es niemand versteht." (ung, Der Standard, Printausgabe, 07.10.2003)