Linz - Kent Nagano ist zumeist ein Garant für interessante Konzerte. Zum Abschluss des Brucknerfestes musizierte er mit seinem Deutschen Symphonieorchester Berlin in kurzfristiger Abänderung des Programms im ersten Teil J. S. Bach. Zentral das Konzert für Violine, Oboe und Orchester d-Moll(solistisch die ausgezeichneten Orchestermitglieder Marie-Luise Moderson und Bernhard Hartog): gediegen, weich, die Tutti ein wenig verschmiert.

Die Umrahmung des originalen Bach-Konzertes vermittelte hingegen ein gänzlich anderes Klangbild. Der japanische Komponist Ichiro Nodaira bearbeitete in der Tradition von Schönberg & Co. zwei Teile aus der Kunst der Fuge, ohne den Notentext zu verändern. Das "fugale" Glasperlenspiel wandert asketisch-kammermusikalisch durch verschiedene Instrumentengruppen und erzeugt so präzise, divergierende Klangräume nicht ohne Faszination - langsam vorgestellte, leicht nachvollziehbare Strukturen, klangschön gespielt.

Dann, wie geplant, Also sprach Zarathustra von Richard Strauss: Nagano entmystifiziert den kosmischen Ohrwurm und macht einen Feuer speienden irdischen Drachen daraus. Dabei bleiben zuweilen zwar einige Skalen in der dynamischen Schattierung und das transparente Klangbild auf der Strecke, und bei Ausbrüchen der Orchesterwogen vermischen sich die Linien zum unentwirrbaren Getöse. Aber der große ekstatische Wurf, vom Orchester mit ebenso großem Einsatz realisiert, beeindruckte.

Perfekt schließlich die Draufgabe: Beethovens Egmont -Ouvertüre in selten gehörter Eindringlichkeit und Klangschönheit. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.10.2003)