Frau Magdalena ist eine aufmerksame Standard-Leserin. Unlängst stolperte sie dabei wie folgt: "Aus einem sehr interessanten Artikel auf der Titelseite erfuhr ich, dass der Pkw-Verkehr in Österreich bis 2020 nach Rechnungen von Experten um 40 Prozent zunehmen wird. Dann kam der Satz: ,Weil die Menschen immer längere Wege benötigen, um ihre Geschäfte zu erledigen, steigt die Abhängigkeit vom Auto.' Ich kann diesen Satz noch so oft lesen, ich komme immer wieder auf die gleiche fatale Schlussfolgerung: Im Jahr 2020 sind wir Menschen bereits so weit, dass wir mit dem Auto auf die Toilette fahren, um uns den mühsamen Fußweg zu ersparen. Geschätzte Frau Reiter, liege ich falsch?"

Liebe Frau Magdalena, man hätte es natürlich eindeutiger formulieren können: "Weil die Menschen immer längere Wege benötigen, um ihr Geschäft zu verrichten, steigt die Abhängigkeit vom Auto." Dann wäre es klar gewesen. So glaube ich eher, dass Sie Opfer Ihrer Fantasie geworden sind. Entwarnung kann ich dennoch keine geben. Zur Entwicklung würde es nämlich passen. Erstens: Trinkgeld stirbt aus, Klofrauen sperren zu, daraus ergäben sich die "immer längeren Wege". Zweitens: Wenn wir in 20 Jahren unseren Erstwagen für den Beruf und unseren Zweitwagen für die Freizeit benötigen, fehlte uns noch ein sinnvoller Verwendungszweck für den Drittwagen, das wären die täglichen Klofahrten. Drittens: Einem Unternehmen wie McDonalds wäre es zuzutrauen, nach dem geglückten "Drive in" auch einmal mit "Drive out" aufzuwarten. Die persönliche McDonalds-Toilette stülpt sich dann irgendwie über unser Fahrzeug, wir brauchen nur die Türe aufzumachen und ein paar Meter hinüberzurutschen.

In weiterer Folge müssten wir nur aufpassen, dass diese spezifische Abhängigkeit vom Auto nicht allzu groß wird. Denn daheim in der Wohnung wird vor dem WC kein Parkplatz frei sein. Freundlichst, Linda Reiter (Der Standard/rondo/10/10/2003)