Wien - Jahrzehntelang war sie ein Depot und Lager, in dem sich Teppiche, Kerzenleuchter und Kästen stapelten - jetzt ist sie wieder ein Schmuckstück des Wiener Stephansdoms: Die Bartholomäuskapelle. Historisch als Fürsten- oder Königskapelle entstanden befindet sie sich unmittelbar über der Eligiuskapelle an der Südwestseite des Doms. Der Raum soll in Zukunft vor allem für Veranstaltungen genutzt werden. Aber auch Führungen in die Kapelle wird es geben, wie Dombaumeister Wolfgang Zehetner am Donnerstag im Rahmen einer Presseführung betonte.

Baubeginn 1390

Erbaut wurde die Bartholomäuskapelle ab 1390 von Meister Konrad dem Maurer. Sie stellt demnach einen Übergang vom romanischen Westteil zum gotischen Langhaus von St. Stephan dar. Die Weihe erfolgte 1437. In einer Urkunde vom März 1438 wird sie als "unseres gnädigen herren des kunigs" Kapelle erwähnt. Diese Nachricht bezieht sich auf den Habsburgerherzog Albrecht V., der in diesem Jahr als Albrecht II. zum ungarischen und deutschen König gekrönt wurde.

Kapelle wurde nie ganz fertig gestellt

Bauhistorisch interessant ist laut Zehetner unter anderem die Tatsache, dass die Kapelle nie ganz fertig gestellt wurde - wodurch ein schlichter, aber trotzdem beeindruckender Raum entstanden ist. Laut dem Dombaumeister sind etwa die Wände nie geglättet worden. Auch große Fresken fehlen: Nur zwölf Apostelweihekreuze wurden aufgemalt. Sie sind ebenfalls restauriert worden.

Historischer Boden

Der historische Boden aus keramischen Ziegeln ist noch zur Hälfte vorhanden. Er wurde mit neuem Belag ergänzt. Einzig die wertvollen Original-Fenster fehlen - zumindest derzeit noch. Sie befinden sich im Wien Museum (das frühere Historische Museum der Stadt Wien, Anm.). Die Restauratoren im Stephansdom hoffen allerdings, dass das eine oder andere Fenster nun wieder an den Ursprungsort zurückgebracht wird.

Finanziert wurde die Restaurierung vom Verein "Rettet den Stephansdom" bzw. mit Fördergeldern der EU. Die Gesamtkosten wurden mit 360.000 Euro beziffert. (APA)