Wien - Im Lainzer Tiergarten finden gibt es in der "Wien Museum Hermesvilla" eine "Orientalische Reise" mit Gemälden österreichischer Orientmaler, Kunstgewerbe und Alltagsgegenständen aus dem späten 19. Jahrhundert. Die bis zum 12. April 2004 laufende Ausstellung ist eine erweiterte Neuinszenierung einer der Residenzgalerie Salzburg aus dem Jahr 1997.
Eine Orient-Manie gab es Ende des 19. Jahrhunderts in Österreich, wo sich nicht nur die "verklemmte Bürgerschicht" (so Erika Mayr-Oehring von der Residenzgalerie, die gemeinsam mit Elke Doppler vom Wien Museum die Schau kuratiert hat) und der Hochadel vom Ursprünglichen, Freien und Lasziven des Orients begeistern ließen. Biblische Stätten, islamische Kultur und das antike Ägypten waren en vogue, das Fremde der "Inbegriff des Begehrens".
Pseudo-Orientales und Echtes
Ein Blick, der "verzaubert" ist - und, wie die Schau thematisiert, kolonialistisch geprägt und zum Teil eine "europäische Projektion". Die Wiener Weltausstellung 1873 etwa glänzte mit einem Palais des Vizekönigs von Ägypten - gebaut jedoch von einem heimischen Architekten und einem Berliner Ägyptologen. "Eine Verknüpfung von Pseudo-Orientalem und Echten", konstatiert Doppler, machte das Orient-Bild aus.
Künstler wie Leopold Carl Müller (1834 bis 1892) oder Alois Schönn (1826 bis 1897) verbrachten monatelange lukrative Aufenthalte v. a. in Ägypten und beschickten die Heimat mit zuerst spätbiedermeierlich angehauchten, dann der plein air-Malerei und der sezessionistisch geprägten Kunst verschriebenen Gemälden, die auf große Begeisterung stießen und von denen nun ca. 50 in der Hermesvilla-Schau zu sehen sind. Besonders die einzigartigen Lichtverhältnisse des Orients motivierten die Maler.