Die unergründliche Ana (Camila Toker) und ihr kleiner Begleiter in Celina Murgas Debüt "Ana y los otros"

22.10., Urania, 21.00

24.10., Metro, 11.00

Foto: Viennale
Von Ana (Camila Toker), der Titelheldin in Celina Murgas Spielfilmdebüt Ana y los otros , weiß man einfach zu wenig. Nicht, was sie motiviert, Buenos Aires zu verlassen, um zurück in die Kleinstadt Paraná zu reisen, die sie vor einigen Jahren verlassen hat. Auch nicht, ob sie es in der Hauptstadt überhaupt zu etwas gebracht hat.

Von Anfang an ist die Kamera Anas unaufdringliche Begleiterin, wenn sie durch die Straßen ihrer Jugend streift, den Strand besucht, zufällig alte Bekannte trifft. Murga lässt den Zuschauer an ihrer Wahrnehmung teilhaben, offenbart aber kein Anliegen. Erst die Begegnungen und Beobachtungen Anas lassen, in einem beiläufigen Tonfall, vergangene Geschichten erahnen wie auch bestimmte Auffassungen zum Vorschein kommen.

Was Ana von den anderen unterscheidet, scheint ihre modernere, urbane Einstellung zu sein - sie hat sich nicht entschieden, ihren Jugendfreund Mariano zu heiraten. Sie hat sich auch kein Eigenheim gekauft. Vieles davon erfährt man durch Konversationen - was Kritiker darauf gebracht hat, Ana y los otros mit Filmen von Eric Rohmer zu vergleichen. Aber die Gespräche, die oft recht vordergründig verlaufen, sind ein unzuverlässiges Mittel, Anas Haltung zu ergründen, denn ihre Sehnsucht offenbart sich darin nicht.

Erst ihre eigensinnigen Unternehmungen lassen allmählich ein anderes Bild erkennen, begibt sie sich doch auf die Suche nach Mariano (oder war womöglich schon immer auf der Suche nach ihm) - wobei Murga auch hierin uneindeutig bleibt.

Ana y los otros - unlängst als bester südamerikanischer Film des Jahres ausgezeichnet - findet über die Beschäftigung mit dem Begehren seiner Hauptfigur hinaus zu einem differenzierten, dokumentarisch anmutenden Blick auf das Leben einer Kleinstadt - etwas, was das junge argentinische Kino insgesamt auszeichnet.

Und er gönnt sich hübsche, kleine Eskapaden: beispielsweise wenn Ana einem Buben in mehreren Anläufen erklärt, wie man ein Mädchen anzusprechen hat, und dieser noch jedes Mal einen Fehler aus Übermut begeht. (DER STANDARD, Printausgabe, 21.10.2003)