Stuttgart/London - Den bisher ältesten Spinnenfaden der Welt hat ein Schweizer Biologe in libanesischem Bernstein entdeckt. Die Spinne, die ihn wob, lebte vor rund 130 Millionen Jahren in der frühen Kreidezeit, wie die Zeitschrift "bild der wissenschaft" in ihrer Novemberausgabe schreibt. Samuel Zschokke von der Universität Basel hatte über seinen Fund bereits im britischen Fachjournal "Nature" berichtet. Die von ihm entdeckte Spinnenseide ist demnach rund 90 Millionen Jahre älter als der vorige Rekordhalter, der in baltischem Bernstein gefunden worden war.

Unter dem Mikroskop sieht der nur vier Millimeter lange, 130 Millionen Jahre alte Spinnenfaden aus wie eine Perlenschnur: In regelmäßigen Intervallen sind kleine Tröpfchen aufgereiht. Diese klebrigen Kügelchen sind in Größe, Durchmesser und Form denen heutiger Spinnfäden sehr ähnlich. Zschokke ist deshalb überzeugt, dass Spinnen ihre Strategie zum Beutefang schon vor Urzeiten entwickelt haben.

Frühe Fertigkeit

Der uralte Faden ähnele in seinem Aufbau den Spinnfäden heute lebender Arten und gebe Hinweise auf die evolutionäre Entwicklung der klebrigen Seidenfäden, berichtete der Biologe. Spinnen weben schon seit etwa 410 Millionen Jahren Fäden. Diese ursprünglichen Seidenfäden seien vermutlich aber viel einfacher aufgebaut gewesen als die heutigen, schrieb Zschokke. Wie das Netz genau aussah, kann der Wissenschafter anhand des einzelnen Fädchens nicht sagen. Vermutlich sei es aber von einer frühen Kugelspinne (Theridiidae) gewebt worden.

Libanesischer Bernstein ist etwa 127 bis 132 Millionen Jahre alt und der älteste bekannte Bernstein mit Einschlüssen von Insekten. Der von Zschokke untersuchte Stein wurde bereits 1969 von dem Deutschen Dieter Schlee im Libanon gefunden und anschließend im Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart aufbewahrt. (APA/dpa)