Seit Jahren finden an einzelnen Instituten der TU Wien Lehrveranstaltungen in Gender Studies statt. Nun veranstaltete das HTU-Frauenreferat eine Informationsveranstaltung, um einen Überblick über die Inhalte diverser Vorlesungen zu geben. Im Mittelpunkt stand das Spektrum von Architektur / Raumplanung über den Fachbereich Informatik bis zur konkreten Gestaltungs- und Wirkungsforschung dieses Fachbereichs.

Housing Gender

Die Vorlesung von Prof.in Pollak spannt einen breiten Bogen über das Themenfeld. Ausgehend von der Erkenntnis, dass die Gender Theorie herkömmliche Architekturtheorien auf den Kopf stellen, soll die Auseinandersetzung mit architektonischen Standards vor allem im Bereich Wohnraum angeregt werden: Im Teil "Gender – Sex – Architecture" werden die relevanten Praxis- und Themenbereiche charakterisiert; "Building Bodies" zeigt, wie Stadtplanung schon seit frühen Kulturen wesentliche Bedeutung für Rollenklischees hatte.

Symbolische Räume

"A Room for one's own" konkretisiert die Untersuchung auf Innenräume, die klassischer Weise einem konkreten Gender zugeordnet sind (Herrenzimmer / Boudoir). In "Paris ist eine Frau" wird anhand filmischer Betrachtung der Stadt die Konzeption von Stadt/ Frau analysiert. "Bekleidungstheorien" zeigt, wie die Idealvorstellungen von Kleidung und Körper in den 20er Jahren neue Vorstellungen und Realisierungen von privatem Wohnraum bewirkten. "Club, Apartment und Boardinghouse" diskutiert Bau-Formen, die sich über Traditionelles hinwegsetzen (z.B. Wohnformen mit Gemeinschaftsküchen).

Material und Körperlichkeit

Glas thematisiert Materialien und deren Bedeutung für die Körperlichkeits- und Geschlechtlichkeitsbilder in der Wohnraumkonzeption. In "Die bewohnte Frau" wird das Konzept von Höhle als Vorstellung für Wohnraum schlechthin hinterfragt. Die Heimat-Vorstellungen in Film und Literatur seit der Nazizeit wird am Termin zu "Heim und Heimat" betrachtet. Ebenfalls über das Medium des Films wird Konstruktion und Inszenierung von Weiblichkeit / Männlichkeit in der Einheit zu "Stills" thematisiert.

Allgemeines zu Gender Studies

Prof. Jormakka versuchte einen allgemeinen Überblick über das Modul der Gender Studies zu geben, da "Architektur und Raumplanung" als einzige Fakultät ein fixes Gender Studies–Lehrmodul im Studienplan hat. Er verwies dabei auch auf Bucherscheinungen aus dieser Arbeit. In diesem Semester werden an der Architektur(theorie) folgende nicht persönlich präsentierte Lehrveranstaltungen stattfinden:

Geschlechtskonstruktionen (Beginn 28.10.); Geschichte, Identität und Architektur (Beginn 24.10.); Kritische Planungspraxis (Beginn 24.11.).

Frauen in der Geschichte des Bauens

Prof.in Georgeacopol ermöglicht in ihrer Lehrveranstaltung (ab 10.11.) eine Auseinandersetzung mit Architektinnen seit dem Anfang des 20. Jhts. - auch Architektinnen, die nicht an der früheren Technischen Hochschule Wien absolviert haben. Die historische Beteiligung von Frauen in der Architektur wird über das 20. Jahrhundert bis heute nachgezeichnet, Atelierbesuche bei Architektinnen der Gegenwart sind ebenfalls Teil der gemeinsamen Arbeit. Die Referatstexte der Lehrveranstaltung werden am Ende zu einem Semester-Reader zusammengestellt.

"Gender Studies– Wahres Geschlecht?"

Die von DI Häberlin für ihn und Dr.in Brigitte Ratzer vorgestellte Vorlesung mit Seminar arbeitet interdisziplinär zwischen der Soziologie von Raumplanung und Architektur und dem Institut für Technik und Gesellschaft. Häberlin betonte, die Unterscheidung in Gender / Sex zeige, dass das soziale Geschlecht eine Konstruktion ist, die in der Gesellschaft veränderbar sei. Neben Inputs steht in der Lehrveranstaltung die Arbeit an konkreten Texten zu Gender Studies und/oder der theoretischen de/Konstruktion von "Geschlecht" am Programm. Auch eine Exkursion und Gastvorträge von PraktikerInnen werden stattfinden.

Einführung in die feministische Technikforschung

ist ein zu großer Bereich, um in einer einsemestrigen Lehrveranstaltung bewältigt zu werden, erinnerte Mag.a Dagmar Fink in ihrem Statement. Ihre Lehrveranstaltung konzentriert sich auf einen Teilbereich ais den Informations- und Kommunikationstechnologien: Ausgehend von Donna Haraways Manifest für Cyborgs werden im der Vorlesung wesentliche Kenntnisse der darum entstandenen Diskurse erarbeitet: Es ging um Cyberfeminismus und den Feminismus der Technologie/Kritik ebenso wie um Cyborg-Repräsentationen in Science Fiction (literarisch, filmisch, im Netz).

Frauen in Naturwissenschaft und Technik

DI.in Monika Lanzenberger bietet diese LV als Wahlfach für InformatikerInnen, als Freifach für andere StudentInnen an.

Drei Themenblöcke: Frauenbiografien in der Geschichte der Informatik; Frauen in der Informatik heute; "erfolgreiche, bekannte" Frauen; Situation von Frauen an der TU Wien - u.a. auch mittels "narrativer" Interviews gesammelt – werden in Referatsform an drei Blocktagen bearbeitet. (red)