Brüssel - Die Wirtschaftsaussichten für 2003 sind deutlich schlechter als vor einem halben Jahr vorhergesagt, zeigt die Herbstprognose, die die EU-Kommission heute Mittwoch in Brüssel vorgestellt hat. Das dritte Jahr in Folge zeichne sich ein "enttäuschendes" Wachstum ab. 200.000 Arbeitsplätze gehen heuer in Summe in der Eurozone verloren, der erste Rückgang seit 1994, wie die EU-Kommission vermerkt. Nun wird 2004 mit einem Aufschwung gerechnet.

Die Arbeitslosenrate der Eurozone dürfte 2003 auf 8,9 Prozent und 2004 auf 9,1 Prozent steigen, da das Arbeitskräfteangebot rascher zulege als die Zahl der Arbeitsplätze. Erst 2005 sei mit einem Rückgang zu rechnen. In der gesamten EU dürfte die Arbeitslosenrate von 8,1 Prozent heuer auf 8,2 Prozent 2004 zulegen. Mit Ausnahme von Griechenland und Italien müssen alle Euro-Länder 2004 mit einer höheren Arbeitslosigkeit als 2002 rechnen, in den Niederlanden dürfte es zu einer Verdoppelung auf 5,8 Prozent kommen. Österreich bleibt mit 4,6 Prozent auf den zweitbesten Platz.

Heuer nur 0,4 Prozent

Die Wirtschaft der Eurozone dürfte heuer nur 0,4 Prozent zulegen, im April hatte die EU-Kommission noch ein Plus von einem Prozent erwartet. Nun hofft die EU-Kommission für 2004 auf ein Plus von 1,8 Prozent - der Wert, der vor einem Jahr für 2003 vorhergesagt worden war. 2005 soll die Wirtschaft dann um 2,3 Prozent zulegen. Die EU insgesamt kann heuer mit einem plus von 0,8 Prozent rechnen, 2004 mit Plus 2,0 Prozent. Unverändert blieb für die Eurozone die Inflationserwartung von 2,1 Prozent heuer. 2004 sollen es dann 2,0 Prozent sein.

Defizit von 2,8 Prozent

Die zwölf Länder der Eurozone dürften heuer ein Defizit von 2,8 Prozent erwirtschaften, vor sechs Monaten waren noch 2,5 Prozent erwartet worden. Auch für 2004 und 2005 erwartet die EU-Kommission ein weiter hohes durchschnittliches Defizit von 2,7 Prozent. Während Deutschland und Frankreich heuer mit jeweils 4,2 Prozent deutlich über der Maastricht-Schwelle von 3,0 Prozent liegen, sind auch Portugal (2,9 Prozent), Italien und die Niederlande (jeweils 2,6 Prozent) sowie das nicht-Euroland Großbritannien (2,8 Prozent) nur knapp unter dem Grenzwert. Österreich bleibt mit unter einem Prozent Defizit im grünen Bereich. Die EU-Kommission sagt Deutschland und Frankreich bis inklusive 2005 (bei unveränderter Politik) durchgängig Defizite über 3,0 Prozent voraus. Auch Portugal (2004 und 2005) sowie Italien (2005) werden laut Prognose über den Grenzwert rutschen.

Die Herbstprognose verweist auf ein Wachstum der Weltwirtschaft von 3,3 Prozent heuer und 4,1 Prozent 2004. Die Prognose geht von einem Rückgang der Ölpreise von 31 Dollar Mitte Oktober auf 28,3 Dollar im Jahresschnitt aus. 2004 soll der durchschnittliche Jahrespreis dann auf 25,6 Dollar je Fass fallen und 24,1 Dollar je Fass 2005 erreichen. Grundsätzlich seien die Risken der Prognose "ausgewogen", aber ein neuerlicher starker Anstieg des Wechselkurses des Euro könnte die Industrie einiger Euroländer hart treffen. Die lange Dauer des Abschwunges und der Irak-Krieg hätten das Vertrauen untergraben und dazu geführt, dass Konsumausgaben und Investitionen verschoben wurden.(APA)