Politikmüdigkeit macht sich breit: Der Anteil an potenziellen Nichtwählern steigt.

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Die Parteien verlieren ihre Stammwähler

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Wien - Ein Drittel der Wähler sei heute vollkommen offen und unentschieden. Hätten vor drei Jahren noch 73 Prozent der Wähler gewusst, welcher Partei sie ihre Stimme geben wollten, so seien es heute nur mehr 63 Prozent. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Umfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS), die am Montag präsentiert wurde. "Die Wähler beginnen zu wählen", meinte Ernst Gehmacher von der SWS. Auch die "treuen Stammwähler" gingen zurück: Von 55 Prozent 2001 auf 47 Prozent 2003.

Zehn Prozent mehr potenzielle Nichtwähler

Bedenklich sei dabei auch der Anstieg der Unentschiedenen oder potenziellen Nichtwähler: Dieser Anteil sei von 27 auf 37 Prozent gestiegen. Während ÖVP, SPÖ und Grüne Stammwähler eingebüßt hätten, sei der FPÖ überhaupt nur der harte Kern der rechten Stammwähler geblieben, erklärte Gehmacher. Die Freiheitlichen könnten bei einer für sie ungünstigen Wahl sogar aus dem Parlament ausscheiden. Hingegen würden nun die Grünen Wechselwähler anziehen, so der Meinungsforscher.

Keine Mehrheit hinter Schwarz-Blau

Der Löwenanteil der Österreicher glaube nicht mehr, dass die ÖVP-FPÖ-Regierung noch eine Mehrheit hinter sich hat. Jene, die die Regierung unterstützen und sie auch für wählbar erklären, würden neun Prozent der Wähler ausmachen, stellte Gehmacher fest. Selbst bei den deklarierten Sympathisanten der beiden Regierungsparteien, glaubten kaum mehr als ein Viertel an eine aktuelle Wahlchance der Schwarz-Blauen-Koalition. Bei der FPÖ zeigten sich vor allem die Anhänger mit höherer Schulbildung, bei den ÖVP-Anhängern hingegen jene, die schulisch weniger qualifiziert seien, als "Optimisten" für die Regierung.

Imageverlust für den Kanzler

Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) würde von 40 Prozent der Österreicher als Machtmensch bezeichnet. 15 Prozent stellten Schüssel das Zeugnis "Streber" aus. Beides Begriffe, die eher negativ besetzt seien, stellte Herbert Skarke fest. Hingenen würden nur ein Prozent Schüssel als Ehrenmann und nur ein Prozent als Volksmann sehen. Für Skarke hat der deutliche Imageverlust Schüssels mit seinem Festhalten an der FPÖ und Karl-Heinz Grasser zu tun.

67 Prozent gegen Privatisierungen

67 Prozent der Österreicher würden die Privatisierungsmaßnahmen der Regierung ablehnen. 22 Prozent begrüßten hingegen die Privatisierungen der Schwarz-Blauen-Koalition. Dabei zeige sich ein deutliches Ost-West-Gefälle. 29 Prozent der Vorarlberger, 30 Prozent der Tiroler, 32 Prozent der Salzburger, sogar 42 Prozent der Kärntner, aber nur 15 Prozent der Burgenländer sagen "ja" zu Privatisierungsmaßnahmen. (APA)