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Gustav Klimts "Landhaus am Attersee"

Foto: APA/OESTERREICHISCHE GALERIE

Das im Jahr 2000 an Jenny Steiners Erben restituierte Gemälde "Landhaus am Attersee" erzielte bei Sotheby's in New York mit 29,13 Millionen Dollar den höchsten Preis, der je für ein Werk von Klimt bezahlt wurde.

New York – Bei Sotheby's hatte man einen Verkaufspreis zwischen 18 und 25 Millionen Dollar für das Gemälde Landhaus am Attersee von Gustav Klimt aus dem Jahr 1914 erhofft. Um 29,13 Millionen Dollar, umgerechnet 25,4 Millionen Euro, wurde es schließlich am Mittwochabend in New York von einem anonymen Bieter ersteigert – und erzielte damit einen Rekord: Der bisherige Höchstwert für ein Klimt-Werk – konkret Schloss Kammer am Attersee II, das 1997 bei Christie's in London unter den Hammer kam – lag bei 14,52 Millionen Pfund, also 21,15 Millionen Euro.

Für den Einbringer war die Versteigerung dennoch kein Geschäft: Phillips, de Pury & Luxembourg hatte das Gemälde vor zwei Jahren von den Erben nach Jenny Steiner erworben – um einen noch höheren Betrag. Im Kunsthandel spricht man daher von "Unfähigkeit". Zudem fragt man sich, warum das internationale Auktionshaus (London, New York, Genf) das Gemälde nicht selbst versteigerte.

In der erlesen Kunstsammlung von Jenny Steiner hatten sich neben einer Bronzeplastik von Renoir auch je zwei bedeutende Klimt- und Schiele-Gemälde befunden. 1938 musste Steiner flüchten, ihr Besitz wurde von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und in der Folge veräußert: Das Dorotheum versteigerte 1940 das Landhaus am Attersee. Eine Familie Danzinger verlieh das Gemälde ab den 60er-Jahren immer wieder an die Österreichische Galerie, die es 1994 als Legat erhielt. Im Oktober 2000 empfahl der Raubkunstbeirat die Restitution des Bildes; wenig später wurde es auf Anweisung von Kulturministerin Elisabeth Gehrer zurückgegeben.

Schiele bei Leopold

Ob die Erbengemeinschaft nach Jenny Steiner auch Häuser am Meer von Egon Schiele erhalten wird, ist nach wie vor offen – das vor Jahren auf 13,8 Millionen Euro geschätzte Bild befindet sich in der Stiftung Leopold. Das Ehepaar Rudolf und Elisabeth Leopold erklärte zwar, dass man bereit sei, "über den Anspruch der Erbin (Jenny Steiners Tochter; Anm.) nachzudenken und eine gute, für beide Teile befriedigende Lösung anzubieten". Die bisher angebotene Summe stelle aber, so Alfred Noll, der Anwalt der Erben, "einen gegenüber dem Wert des Bildes unangemessen niedrigen Betrag" dar. Seine Klienten warten nun schon lange auf einen konstruktiven Vorschlag der Stiftung. Leopold selbst würde einbekennen, dass in dieser Causa Handlungsbedarf herrsche.

Von Phillips, de Pury & Luxembourg wurden laut Vanity Fair in den letzten zwei Jahren um stolze 62 Millionen Dollar sogar drei restituierte Klimt-Gemälde angekauft, die sich in der Österreichischen Galerie befunden hatten – so auch Apfelbaum II und Dame mit Hut und Federboa. Aufgrund einer vertrackten Liebesgeschichte, in die Simon de Pury, Daniella Luxembourg und Louise MacBain (sie trat unlängst als Geschäftsführerin des Hauses Phillips zurück) verwickelt sind, erwartet man, dass auch diese beiden Gemälde alsbald versteigert werden könnten.

Bei der Sotheby's-Auktion zeitgenössischer und impressionistischer Kunst wurde noch ein weiterer Rekord gebrochen: Ein Gemälde des Russen Alexej von Jawlenski aus dem Jahr 1910 kam für 8,3 Millionen Dollar unter den Hammer. Der Höchstpreis für Jawlenski lag bisher bei 3,3 Millionen Dollar. Insgesamt wurden 125,5 Millionen Dollar für 56 Werke umgesetzt. (DER STANDARD, Printausgabe, 7.11.2003)