Wien - Im Wiener Gemeinderat fiel am Mittwoch eine bedeutende personelle Entscheidung in Sachen Mozartjahr 2006: Der frühere Kulturstadtrat Peter Marboe (V) wurde zum Intendanten für das Jubiläumsjahr in Wien ernannt - mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und Grünen, gegen die der FPÖ. Eingerichtet wird die Intendanz bei den Vereinigten Bühnen. Marboe legt in der Sitzung seine Funktion als nicht amtsführender VP-Stadtrat zurück. Sein Nachfolger wird Gemeinderat Johannes Hahn. Dessen Mandat übernimmt Barbara Feldmann.

Für die ÖVP

Die Debatte war weitgehend von Konsens geprägt: So lobte etwa der ehemalige VP-Parteichef Bernhard Görg bei seinem Parteikollegen eine "Mischung von Bildung, Noblesse und Liebenswürdigtkeit". Görg sah die Ernennung als "durchaus ermutigendes Signal". Dies habe aber nichts damit zu tun, dass ein ÖVP-Politiker jetzt von einer SPÖ-Regierung geholt werde: "Das wäre zu vordergründig." Vielmehr sei die Berufung Marboes zu begrüßen, weil dieser auf einem "besonderen Wertefundament" ruhe. "Es ist der Stil und der Geist des Peter Marboe, der ihn so einzigartig macht", betonte Görg. Marboe habe sich stets für Künstler eingesetzt, "ohne den geringsten Versuch zu machen, die Künstler zu instrumentalisieren", so der VP-Mandatar. Görg zeigte sich jedenfalls "völlig überzeugt", dass Marboe die richtige Wahl sei.

Für die Grünen

Auch die Grüne Kultursprecherin Marie Ringler zeigte sich mit der Nominierung zufrieden. Sie wünsche Marboe "viel Erfolg und viel Spaß" und hoffe auf eine spannende Programmierung des Mozartjahres. Das "Abspielen" und Neuinszenieren von Mozart-Werken sei jedenfalls nicht genug, betonte sie. Auch dürfe das Jubiläumsjahr nicht zu einem "Eventspektakel" verkommen: "Es soll nicht ein großes Donauinselfest daraus werden."

Wichtig sei, möglichst große Teile der Bevölkerung zu erreichen und nicht nur jene Menschen, die in die Kulturinstitutionen der Innenstadt kommen. Als Vorbild empfahl Ringler die Veranstaltungen im Rahmen von "Graz 2003". Kritik übten die Grünen an Ausgliederungen im Rahmen der Wiener Holding - zu der die Vereinigten Bühnen Wien gehören. "Wesentliche Bereiche" der Stadt würden dadurch einer demokratischen Kontrolle entzogen, hieß es.

Für die SPÖ

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) äußerte im Vorfeld (in der Fragestunde des Gemeinderats) lobende Worte für den zukünftigen Mozart-Koordinator. Angesichts verschiedener Veranstaltungs-Schienen sei es sinnvoll gewesen, jemanden zu beauftragen, der für die "Gesamtorganisation" zuständig sei. Marboe könne zudem die Mozart-Aktivitäten international gut repräsentieren. "Meine langjährige Bekanntschaft mit Peter Marboe hat mich dazu gebracht, ihn zu fragen", so Mailath-Pokorny. Eine Zusammenarbeit sei konstruktiver erschienen, als das "Gegeneinander" in Regierung bzw. Opposition. Marboe sei auf Grund seines "integrativen Wesens" bestens als Koordinator geeignet und er werde sicher neue, zukunftsweisende und nachhaltige Projekte planen, zeigte sich der Wiener Kulturstadtrat überzeugt. Natürlich gebe es auch andere Beteiligte: "Wenn Sie so wollen, ist 2006 jeder Leiter einer Kulturinstitution in Wien so etwas wie ein Koordinator." Peter Marboe werde es gelingen, alle Einzelverantwortlichen auf "einen Nenner" zu bringen, zeigte sich Mailath-Pokorny zuversichtlich.

Für die FPÖ

FP-Gemeinderat Harald Stefan meinte: "Die Bestellung Marboes als Intendant hätte es unter dem Kulturstadtrat Marboe nicht gegeben". Denn dessen Amtszeit sei, nach Marboes eigener Einschätzung, von "Entpolitisierung" gekennzeichnet gewesen. "Aber sein Nachfolger macht es möglich, dass ein Politiker Intendant wird", so Stefan. Bei der Bestellung Marboes habe es sich um "keinen normalen Vorgang" gehandelt, kritisierte der FP-Redner. Es wäre durchaus möglich gewesen, schon früher einen Generalintendanten zu finden. (APA)