Sechsteiliger Stapelkasten, so genannter "Haarschopf" mit Zinngürtel, Ate-Holz und ockerrot gefärbtem Lack bei Weinmayr (Kioto).

Foto: Katalog
Ein Nischenmarkt, der weltweit zunehmend Anhänger findet: Rückblick auf die "Cultura" in Basel, die Messe mit Schwerpunkt auf Antike, auf asiatischer und ägyptischer Kunst.


Basel - Vier Millionen Euro sind ein Kaufpreis, dessen Investition wohl überlegt sein will. Immerhin stieß die auch unter dem Begriff 48-Zeilen-Bibel geläufige Biblia Latina des Johannes Gutenberg und Peter Schoeffer (beim Antiquariat Bibermühle, Ramsen), datiert auf den 14. August 1462, auf enormes Interesse und gehörte zu den Highlights der anlässlich der Cultura einzigartig bestückten Sektion illuminierter Handschriften & seltener Bücher.

Zum fünften Mal fand heuer (14. bis 19. November) in Basel die auf Angewandtes aus mehreren Jahrtausenden mit Schwerpunkt auf klassischer Antike, ägyptischer und asiatischer Kunst spezialisierte Messe statt. Trotz verkürzter Laufzeit schafften es die 56 Aussteller, die Anzahl der Besucher um zehn Prozent zu steigern (auf 12.600). Eine gut frequentierte "Collectors Corner" mit Objekten im Preiskategorien zwischen umgerechnet 130 und 3100 Euro - samt unerkannter Anzengruber-Keramik - fungierte ebenso als Zusatzverlockung wie eine Sonderausstellung zum frühen Basler Buchdruck sowie eine zu in ihrer Schlichtheit raffinierten chinesischen Möbeln der Ming-Dynastie.

Die kaufbare Entsprechung bot ein seltener Messegast - Grace Wu Bruce (London/ Hongkong) absolvierte ihre Basel-Premiere erfolgreich: Sie gab u. a. einen sehr seltenen Pinguan-Tisch aus Huanghuali-Holz aus dem späten 16. bzw. frühen 17. Jahrhundert für 65.000 Euro weiter. Schräg vis-à-vis präsentierte Erik Thomsen Asian Art (Bensheim) eine Auswahl japanischer Blumenkörbe. Die aus der chinesischen Tradition übernommenen, feinstverarbeiteten "Ikebana" stammen aus der Zeit von 1920 bis 1950 (1000-7500€).

Ein paar Schritte weiter freute sich der deutsche, mittlerweile in Kioto beheimatete Galerist Elmar Weinmayr über "überwältigend hohes Publikumsinteresse" an den von ihm gezeigten zeitgenössischen japanischen Lackarbeiten. Einige der wunderbaren, wie Skulpturen wirkenden Objekte wechselten gleich am ersten Wochenende beim Messedebütanten den Besitzer: Kleine Schälchen gab es hier ab 200 Euro, Sakekannen für 2300 oder zu "Tellern" umfunktionierbare Stapelkästen von 3700 bis zu 14.000 Euro.

Bei den eingangs erwähnten illuminierten Handschriften & seltenen Büchern hielt etwa Bernard Quarich (London) maßgebliche Architekturgeschichte in Buchform bereit, Vitruvius' "De Architectura" mit 135 Holzschnitten von 1567 war hier mit 10.500 Euro veranschlagt; Johannes Keplers "Astronomia Nova aitiologetos" von 1609 mit 356.000 Euro. Seine Sammlerklientel verteilt sich auf die ganze Welt, nach Spanien werden die wertvollen Kleinodien ebenso verkauft wie in die USA, nach Australien oder Japan - "bis nach Grönland".

Zu den außergewöhnlich erfolgreichen Ausstellern der Cultura zählte Charles Ede (London), bei dem die aus einer amerikanischen Sammlung stammende bedeutende Porträtbüste des Pharaos Mycernius, Ägypten (um 2528-2500 v. Chr.), zu einem unbekannten Preis in eine Privatsammlung wechselte. (DER STANDARD, Printausgabe, 27.11.2003)