Prag - Der frühere Leiter der Kanzlei des tschechischen Präsidenten und in Österreich lebende Unternehmer Karel Schwarzenberg soll Spitzenkandidat der in Tschechien mitregierenden rechtsliberalen Freiheitsunion (US-DEU) bei den Wahlen zum Europaparlament im Jahr 2004 sein. Das beschloss das Führungskomitee der US-DEU, wie die tschechische Tageszeitung "Pravo" (Montag-Ausgabe) berichtete. Obwohl das Komitee über die Nominierung von Schwarzenberg mit Stimmenmehrheit entschieden hat, sind einige US-DEU-Mitglieder nach Angaben des Blattes darüber nicht erfreut.

Freiheitsunion bangt um Existenz in Tschechien

Schwarzenberg hatte im vergangenen Jahr im südböhmischen Wahlkreis Strakonice erfolglos für den Senat kandidiert. Die US-DEU steckt seit mehreren Monaten in einer tiefen Krise, was die Wählergunst angeht. In den Umfragen liegt sie weit unter der Fünf-Prozent-Hürde, so dass viele Meinungsforscher nicht ausschließen, dass die US-DEU nach den nächsten Parlamentswahlen im Jahr 2006 nicht mehr im Abgeordnetenhaus vertreten sein könnte. Die schwierige Situation der US-DEU soll Hauptthema des Parteitages am kommenden Wochenende sein.

Seit Juli 2002 ist die US-DEU Bestandteil der jetzigen Regierungskoalition - mit den Sozialdemokraten (CSSD) und der christdemokratischen Volkspartei (KDU-CSL). Im 17-köpfigen Kabinett ist die US-DEU durch drei Minister vertreten. Bei den Wahlen 2002 kandidierte die US-DEU im Wahlbündnis mit der KDU-CSL. Dieses Bündnis erhielt über 14 Prozent von Stimmen, allerdings gehen die Wahlexperten davon aus, dass dies vor allem Verdienst der KDU-CSL war.

Geschlecht mit langer Tradition

Karl Johannes Nepomuk, 12. Fürst zu Schwarzenberg, wurde 1937 in Prag geboren und ist Erbe eines der berühmtesten Adelshäuser der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie. Es hatte mehrere bedeutende Staatsmänner hervorgebracht: Felix Fürst zu Schwarzenberg (1800-1852) führte als Ministerpräsident 1848 die Abdankung Kaiser Ferdinands I. und die Thronbesteigung Kaiser Franz Josephs herbei. Feldmarschall Karl Fürst zu Schwarzenberg (1771-1820), der direkte Vorfahr Karl Schwarzenbergs, war Präsident des Hofkriegsrates und hatte großen Anteil an den militärischen Erfolgen gegen Napoleon. Friedrich Fürst zu Schwarzenberg (1809-1885) war Kardinal und Erzbischof von Prag.(APA)