Salzburg- "Die Entscheidung, ob ein Kunstwerk im öffentlichen Raum aufgestellt werden soll oder nicht, soll nicht die Politik, sondern ein drei- bis vierköpfiger Fachbeirat treffen". Das sagte der Bürgermeister der Stadt Salzburg, Heinz Schaden (S), am Mittwoch bei einer Pressekonferenz - knapp ein halbes Jahr nach der großen Erregung um die "Gelatin"-Plastik der Festspiele. Dieser Fachbeirat soll nicht nur Empfehlungen an den Stadtsenat aussprechen.

"Nicht jeden Ramsch"

Die Gutachten dieser Experten werde verbindlich sein, so Schaden: "Ich kann natürlich nicht verhindern, dass es politische Diskussionen geben wird." Schaden schließt nicht gänzlich aus, dass es auch Fälle geben mag, bei denen sich der Stadtsenat über das Gutachten der Kunstexperten hinwegsetzt. Aber: "Dieser Fachbeirat kann die Debatte über Kunstwerke auf Grundstücken der Stadt versachlichen. Die Qualität der Objekte muss verbessert werden, ich will nicht jeden Ramsch. Der vergangene Sommer hat gezeigt, das wir Politiker überfordert sind, wenn es um Kunst im öffentlichen Raum geht. Fachleute sollen darüber urteilen." Namen von eventuellen Mitgliedern dieses Fachbeirates wurden bisher keine genannt.

Auf neue rechtliche Beine will Schaden die "Kunst am Bau" stellen. Seit dem Jahr 1974 gibt es zwar eine Regelung, wonach ein Prozent der Bausumme in die Kunst investiert werden muss, "aber das funktioniert nur manchmal", sagte Schaden. "Geld für die Kunst in der Bauordnung zu verankern, das ist rechtlich kompliziert, wir basteln an einer Regelung".

Hoffnungen für Theaterszene

Mehr Geld soll es im Jahr 2004 für die freien Theatergruppen geben. Schaden hat im Budget eine so genannte Gastspiel- und Tourneeförderung vorgesehen. Für alle rund zehn bis zwölf freien Tanz- und Theatergruppen der Stadt, die zumindest drei Gastspiele in zwei Bundesländern oder im Ausland ergattert haben, stehen zusätzlich 25.000 Euro bereit. Schaden betont, dass 2004 das operative Budget für die Kulturförderung von 15,6 auf 16,5 Mio. Euro steigen wird. Davon profitieren werden neben den freien Theatergruppen vor allem die Neuen Medien.

Auch die Literatur soll bedacht werden - geplant ist ein Kongress der deutschen Akademie der Wissenschaften zum Thema "Sprache und Literatur". Die Stadtbücherei, die an den beiden Standorten in der Franz-Josef-Straße und im Schloss Mirabell mit 800 Besuchern täglich aus allen Nähten platzt, könnte auf dem Grundstück des ehemaligen Fußballstadions Lehen neu gebaut werden.

Diagonale-Ideen

Auch das Mozartjahr 2006 war Thema dieser Pressekonferenz über die "kulturpolitische Zukunftsperspektiven" der Stadt. So will Schaden eine Biennale für zeitgenössische Kunst. "Zusammen mit der IG-Komponisten wollen wir alle zwei Jahre ein Festival auf die Beine stellen, bei dem auch eine Stromgitarre oder etwa Computermusik Platz haben sollen." Das Zurückholen der Diagonale nach Salzburg ist zudem ein Ziel Schadens, es gebe Gespräche aber noch nichts Konkretes.

Pläne von Salzburg, dem Land

Den kulturellen Zeitgeist fördern sowie aktuelle Strömungen erkennen, erfassen und unterstützen. Das sei der Sinn und Zweck einer neuen, innovativen Kulturförderung des Landes. Damit sollen vor allem junge, kreative Salzburger angesprochen werden, wie der Salzburger Kulturlandesrat Othmar Raus (S) mitteilte. 160.000 Euro stellt das Land heuer für Projekte und Wettbewerbe zu den Themen "Wahre Landschaft", "Elektronik Land" und "Neue Medien" bereit.

Raus sagte, der Schwerpunkt dieser Aktion sei die Jugendförderung, und das vor allem auf dem Land. Den bestehenden Kultureinrichtungen werde nichts weggenommen, das Land habe zusätzlich Geld aufgetrieben. Monika Kalista und Hans Berginz von der Kulturabteilung sagten, es gebe in den Kulturvereinen eine Lähmung. Den oft in die Jahre gekommenen Leitern dieser Vereine sei die Innovation abhanden gekommen. Raus ergänzte: "Wir wollen uns nicht den Vorwurf machen lassen, das aktuelle, zeitgenössische Kreativ-Potenzial verschlafen und missachtet zu haben. Ich gebe zu, inhaltlich ist diese Aktion genauso neu wie riskant. Aber anders werden wir die nächsten Generationen von Kultur-Interessierten nicht erreichen."

(An-)Zahlen

127 Projekte sind insgesamt eingereicht worden, 63 in der Kategorie "Elektronik Land". Durchschnittlich 22 Jahre alte, musikalische Computer-Freaks, die noch nicht professionell arbeiten, haben ihre "Sounds" eingereicht, 14 davon wurden von einer Jury auf einer CD zusammengefasst. Die besten drei Arbeiten wurden mit einem Preisgeld von 2.000 Euro, und drei weitere mit 1.000 Euro belohnt. Charly Zechenter, Jury-Mitglied und Experte für elektronische Musik sagte, international bedeutende Musikstile seien jetzt in Salzburg angekommen und verarbeitet worden. Es gehe dabei aber nicht um Imitation, sondern um eigenständiges Weiterentwickeln der unterschiedlichen Formen elektronischer Musik. Zechenter bedauerte, dass auch in dieser zeitgenössischen und jungen Musikkategorie nur fünf von 63 Einreichern Frauen oder Mädchen seien.

"Wahre Landschaft" heißt die Förder-Kategorie des Landes, durch die die Kulturvermittlung vor allem auf dem Land gestärkt werden soll. 45 Personen und Kulturinitiativen haben sich beteiligt, durchgesetzt hat sich der Kulturverein Pongowe. Das Projekt, bei dem aus den persönlichen Daten der Teilnehmer per Computer berechnet werden soll, welche reale Landschaft am Besten zu einzelnen Personen passt, soll mit 50.000 Euro unterstützt werden. 30.000 Euro hat eine Jury für die Idee des Musikers Wolfgang Seierl vorgesehen, der innovative Beziehungsstrukturen zwischen Künstlern und Publikum aufbauen und damit die Akzeptanz für zeitgenössische Experimentalmusik auch auf dem Land verbessern will. Sämtliche geförderte Projekte sollen im Oktober 2004 bei einem eigenen Festival präsentiert werden. An der Förder-Kategorie "Neue Medien" haben sich 19 Salzburger beteiligt. (APA)