Wien - Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG), die in den vergangenen Monaten 18 ihrer rund 100 Mitarbeiter abbauen musste, kann ihr Sicherheitspersonal wieder um vier Personen aufstocken. Das berichtete IKG-Präsident Ariel Muzicant am Mittwoch nach einer Sitzung des Kultusvorstandes. Möglich werden die Neueinstellungen durch Gelder der Bundesländer und zinsenlose Darlehen des Bundes, die Zinsersparnisse von insgesamt rund 270.000 Euro im Jahr bringen, so Muzicant. Insgesamt würde die IKG freilich 2,7 Mio. Euro benötigen, betonte der Präsident.

Die Landeshauptleute haben erst am Montag in Seefeld/Tirol bekräftigt, dass sie der IKG die Hälfte der für entzogenes Gemeindevermögen zugesagten 18,2 Mio. Euro vorstrecken wollen. Das Geld aus der Steiermark ist bereits eingetroffen. Muzicant hofft, dass in den kommenden ein bis zwei Monaten auch die weiteren Zahlungen eingehen. Für das Budget der Gemeinde bedeuten die mit dem Ländergeld möglichen Schuldentilgungen eine Zinsersparnis von 250.000 Euro jährlich.

Weitere 20.000 Euro an Zinsen einsparen kann die IKG dank dreier vom Bund zugesagter zinsenlosen Darlehen über je 772.000 Euro, die in den Jahren 2003 bis 2005 zur Auszahlung kommen sollen. Im Frühjahr hatten Muzicant und der Kultusvorstand derartige Darlehen noch entrüstet als "unmoralisches Angebot" abgelehnt.

Dass sie nun doch angenommen werden, begründete Muzicant damit, dass die Zahlungen nicht mehr an spätere Auszahlungen aus dem Entschädigungsfonds gekoppelt werden. "Wir nehmen also formell gesehen den Shoah-Überlebenden kein Geld weg." Der Hintergrund: Die IKG fordert vom Bund für entzogenes Gemeindevermögen eine über den Entschädigungsfonds hinausgehende Restitution. Denn, so wird argumentiert, die Gelder des Fonds seien für die Opfer gedacht.

Gleichzeitig hat die IKG aber, um ihre Rechte zu wahren, rund 1.200 Anträge beim Entschädigungsfonds eingebracht. Der Bund wiederum hatte ursprünglich angeboten, die zinsenlosen Darlehen mit späteren Zahlungen aus diesem Titel zu verknüpfen. Diese Koppelung sei nun weggefallen. "Wir sind dem Bundeskanzler dafür sehr dankbar", meinte der IKG-Präsident.

Unabhängig davon verhandelt die Gemeinde weiter über die Finanzierung laufender Infrastruktur-Ausgaben. "Es gibt sehr positive Töne von Minister (Herbert) Haupt. Es gibt sehr negative Töne von Minister (Ernst) Strasser", berichtet Muzicant. Und bei Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V), von der er sich den "größten Brocken" erwarte, werde noch geprüft. Er wisse etwa nicht, wie es um die zugesagte Finanzierung der IKG-Infrastruktur stehe. (APA)