Wien - Die Caritas der Erzdiözese Wien führt seit Sommer das erste Tageszentrum für wohnungslose Frauen beziehungsweise Frauen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Die Caritasarbeit zeige leider täglich nur allzudeutlich, "Armut ist weiblich", so der Wiener Caritasdirektor Michael Landau beim Informationstag "Frauenwohnungslosigkeit - wir schaun hin" im Frauentageszentrum im sechsten Wiener Gemeindebezirk am Donnerstag. Denn Frauen sind nicht weniger häufig von Wohnungslosigkeit betroffen, sie haben nur andere Bewältigungsstrategien, machte Landau aus der Caritasarbeit heraus deutlich: "Es gilt den blinden Fleck der Frauenarmut in der Gesellschaft auszuleuchten."

"FrauenWohnzimmer wesentlicher Mosaikstein"

Das kleine, ebenerdige ehemalige Geschäftslokal in der Eggertgasse ist von Frauen aus der Sozialarbeit in Wien in engagierter Pionierleistung zum ersten Tageszentrum gestaltet worden. Für Caritasdirektor Landau ist das "FrauenWohnzimmer" genannte Lokal nun "ein wesentlicher Mosaikstein in der Wohnungslosenarbeit der Caritas in Wien". Für Frauenstadträtin Renate Brauner füllt das Tageszentrum eine Lücke im Bereich der Wiener Fraueneinrichtungen, denn es ist die einzige Obdachlosen-Einrichtung, die sich dezidiert an Frauen richtet. Brauner betonte, dass deshalb die Entscheidung, das "FrauenWohnzimmer" ab 2004 auch finanziell aus dem Budget der Wiener Frauenabteilung zu unterstützen eine leichte gewesen sei. Die Gründe für Frauen-Obdachlosigkeit hingen auch mit der generellen, strukturellen Schlechterstellung von Frauen in der Gesellschaft zusammen. Die Abhängigkeit von einem männlichen Ernährer sei für viele Frauen fatal und auch das größte Problem, wenn es um den Ausstieg aus Gewaltbeziehungen gehe. Das Tageszentrum der Caritas biete Rückzugsmöglichkeiten genauso wie die Beteiligung an einem Zusammenleben nur unter Frauen, dankte Brauner der Caritas und den Mitarbeiterinnen des "FrauenWohnzimmers".

Zentrum für Lebensraum und Lebensmut

In das "FrauenWohnzimmer" kommen Frauen, die keine Wohnung haben, von Obdachlosigkeit bedroht sind - den Boden unter den Füßen verloren haben. Hier sind sie vor Witterung und Kälte geschützt, können duschen, essen, ihre Wäsche waschen und vor allem unter sich sein. Diplomierte Sozialarbeiterinnen bieten professionelle, auf Wunsch auch anonyme Beratung und zeigen Auswege aus den vielfältigen Krisen.

"Unsere Besucherinnen kochen selbst, trocknen Geschirr ab - und stützen so auch den täglichen Betrieb und einander", berichtet Elli Loibl, die Leiterin des Tageszentrums. Obdachlosigkeit von Frauen und "wir schauen hin" - das ist eine der wesentlichen Botschaften dieses Tages. "Unsere Erfahrung ist, dass Frauen ihre Obdachlosigkeit bzw. Wohnungslosigkeit vielfach versteckt und abseits der medialen Öffentlichkeit leben", so Elli Loibl. "Deshalb braucht es die Konfrontation mit der Tatsache, dass es auch in Wien obdachlose Frauen gibt. Der 3. Dezember war eine Einladung, dazu den ersten Schritt zu setzen." (red)