Wien - Die einen lernen nicht nur Deutsch, sondern auch Kroatisch in der Volksschule Weiden - projektorientiert und fächerübergreifend. Im zweisprachigen Kindergarten des slowenischen Schulversuchs Klagenfurt wird Slowenisch und Deutsch kindgerecht und spielerisch gefördert. Im Wiener Realgymnasium Draschestraße wiederum beschäftigte sich eine Klasse mit den Sprachen ihrer Mitschüler und kam zu dem Schluss: "Wir sprechen zehn Sprachen."

All diese Projekte - und einige mehr - haben nun eines gemeinsam: Sie wurden diese Woche von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer mit dem "Europasiegel für innovative Sprachenprojekte" ausgezeichnet. Mitten unter den Festgästen die Vertreter einer weiteren Klasse, die sogar unter diesen besonderen Projekten noch heraussticht: Brigitte Fügenschuh und Helene Jarmer aus der bilingualen Volksschulklasse in der Wiener Georg-Bilgeri-Straße, der ebenfalls das "Europasiegel" überreicht wurde.

Hörende und gehörlose Kinder

In dieser Klasse werden erstmals in Österreich hörende und gehörlose Kinder gemeinsam nach dem regulären Volksschullehrplan unterrichtet: sowohl in Laut- als auch in österreichischer Gebärdensprache. Die hörende und die gehörlose Lehrerin unterrichten mit der Dolmetscherin Sabine Neubauer im Teamteaching. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von Verena Krausneker, die bis Jahresende eine soziolinguistische Studie erarbeitet.

Das Europasiegel für die bilinguale Klasse wird als eine wichtige Anerkennung für den in Österreich sonst meist unterdrückten Unterricht in Gebärdensprache gewertet.

Bei aller Freude allerdings auch Trübung unter all den Geehrten. So war im Saal auch zu hören: "Schon eigenartig: Wir werden da groß gefeiert - und gleichzeitig wird draußen an allen Ecken gespart und der Unterricht auf das absolute Minimum reduziert." (DER STANDARD Printausgabe 5.12.2003)