Etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung online
Fast 90 Prozent der Internet-Nutzer stammen laut einer vom Chiphersteller AMD im November vorgestellten Studie aus den so genannten "entwickelten" Ländern, auf die USA entfallen fast ein Drittel. "Wir haben herausgefunden, dass, obwohl die Reichweite des Internets in den vergangenen zehn Jahren exponentiell von knapp unter einer Million Nutzern im Jahr 1993 auf über 600 Millionen im Jahr 2002 gewachsen ist, nur etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung online ist", so Barry Wellman, Soziologie-Professor an der Universität Toronto.
Bildungsmaßnahmen...
Dabei geht es bei moderner Informationstechnologie längst nicht mehr nur darum, Entwicklungsländer mit Computern und Internetzugängen auszustatten. Ohne gleichzeitige Bildungsmaßnahmen, die Entwicklung von Medienkompetenz und demokratische Zugangsmöglichkeiten liegen technische Potenziale weitgehend brach. Viele Länder haben zudem andere Anforderungen als Industrienationen an Technik und Ausstattung.
6.000 Teilnehmern
Genug Themen also, die in Genf zur Diskussion stehen. Allein etwa 60 Staats- und Regierungschefs haben sich angesagt. Streit gibt es schon im Vorfeld des Mammuttreffens mit 6.000 Teilnehmern, denn die Entfaltung der Informationstechnologie ist nicht überall gleich willkommen.
"Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft"
Die Konferenz wird zweigeteilt. Sie beginnt jetzt in Genf und soll erst 2005 in der tunesischen Hauptstadt Tunis abgeschlossen werden. Erstmals wurde eine neue Konferenzform entwickelt: Es reden nicht nur Politiker oder Industrielle, sondern alle sitzen mit Internet-Kritikern zusammen. "Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft" sollen in 200 Foren Konzepte für die Informationsgesellschaft der Zukunft schmieden.
Kernthemen
Als Kernthemen des Weltgipfels zur Information nennt Marc Furrer, Direktor des Schweizer Bundesamtes für Kommunikation, Netzsicherheit, geistiges Eigentum, Regulierung des Internets, Menschenrechte, kulturelle Vielfalt, Freiheit der Meinungsäußerung, die Rolle der Medien und die Frage der Finanzierung der Maßnahmen. Wegen dieser Themenvielfalt und der von den UN gewollten Teilung des Gipfels wird in Genf nicht mit konkreten Ergebnissen wie etwa über die künftige Regulierung des Internets gerechnet.
ICANN
Das macht nämlich bisher die private US-Organisation (Internet Corporation for Assignment of Names and Numbers) in Kalifornien. Und die USA, aber auch die EU und Japan wollen, dass dies auch so bleibt. Das sehen allerdings einige Staaten der Dritten Welt und so genannte Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) anders. Wie das faktische Monopol des US-Software-Lieferanten Microsoft ist ihnen auch die amerikanische Allmacht über das Internet ein Dorn im Auge. Denn das ICANN brüstete sich in der Vergangenheit durchaus damit, missliebige Internetbetreiber einfach wegklicken zu können. Senegal und andere afrikanische Länder fordern zunächst einmal einen großen Topf, aus dem Gelder für die Überwindung des "digitalen Grabens" bereitgestellt werden sollen. Nach Erhebungen der in Genf ansässigen Internationalen Union für Telekommunikation (ITU) hat bisher nur jeder fünfte Mensch ein Handy und jeder zehnte einen Internetanschluss. Und die sitzen zumeist in Industriestaaten oder Schwellenländern.
Optimismus
ITU-Generalsekretär Yoshio Utsumi ist optimistisch, dass der Weltinformationsgipfel ein Erfolg wird. "Auf rund 90 Prozent der politischen Erklärung und rund 75 Prozent des Aktionsplanes haben sich die Delegationen schon geeinigt", sagt er.
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