Wien/Bad Ischl - Dass einer wie Miguel Herz-Kestranek jetzt schon zum dritten Mal Adventkonzerte in Bad Ischl und auch im Wiener Museumsquartier veranstaltet, verwundert. Eher würde man erwarten, dass einer wie Herz-Kestranek sich über "Kitsch, Verlogenheit und Weihnachtskommerz" empört.

Aber genau das tut der Schauspieler, Entertainer, Chansonnier und Schriftsteller auch - indem er der "Schau-das-liebe-Kindl-Verlogenheit" seine Sicht des Advents entgegensetzt. "Weil ich glaube, dass wir am Beginn einer spirituellen Revolution stehen", wie Herz-Kestranek im STANDARD-Gespräch erläutert.

Advent als Vehikel für Spiritualität

Und "der Advent eignet sich da als Vehikel besonders, weil er über die Religionen, Gesellschaftsschichten und Generationen hinweg eine große Spiritualität in sich birgt", so Herz-Kestranek. "Die Wintersonnenwende, der Jahreswechsel, das Hinwarten auf große Veränderung: Das kann die Geburt Jesu sein, die Sonne, die für Kelten hinter einem bestimmten Bergwipfel auftaucht, das kann das Chanukka-Fest sein, das die Kraft des Lichtes beschwört."

Kurz: Es geht dem "jüdischen Buddh-Christen - ich lebe meine jüdischen Wurzeln, meine christliche Erziehung und meine buddhistischen Erkenntnisse" - um Tradition in vielfältigster Form und "im besten Sinne. Das ist das Gegenteil von konservativ", wie er betont.

"Alte Nachbarn - Neue Brüder"

Zwei vollkommen verschiedene Konzerte für Wien und Bad Ischl hat Herz-Kestranek konzipiert, denen eines gemeinsam ist: Die Hinwendung zur gemeinsamen Tradition mit den neuen EU-Mitgliederstaaten unter dem Motto "Alte Nachbarn - Neue Brüder".

Beim "Salzkammergut Advent" im Bad Ischler Kongress-und Theaterhaus (6., 7. und 21. 12.) tritt etwa das tschechische Prachensky Dudelsackensemble auf, Herz-Kestranek singt und liest aus den Weihnachtserlebnissen "seines" Knechtes Auer Michl.

Beim Wiener Advent im Museumsquartier wiederum (14. und 21. 12. jeweils 11 und 16 Uhr) liest Herz-Kestranek aus der Kaisermühlen-Weihnachtsgroteske "Mama, da Baam nadelt" des emigrierten jüdischen Dichters Georg von Terramare - Kathi Szvorák aus Ungarn tritt auf, die Harfinistin Anna Verkholantseva, Bläser des RSO Wien, Schubert Sängerknaben, Weana Gmüat Schrammeln. So,wie hier alles "Gmüat" haben soll - aber keinen Kitsch. (Roman Freihsl, DER STANDARD Printausgabe 6/7.12.2003)