Graz - Der Grazer Kulturstadtrat Christian Buchmann (V) erklärte am Mittwoch zur Absage der offiziellen Diagonale und zum Rücktritt der beiden Geschäftsführer, dass dieser Schritt "der Entkrampfung dient". Mit Kunststaatssekretär Morak sei vereinbart, dass das Festival in Graz bleibe: "Für 2005 müssen Gespräche geführt werden, damit es wieder ein einziges großes Festival geben kann".

Zum Beschluss im Grazer Gemeinderat, die gesamte Förderung von rund 200.000 Euro der "originalen" Diagonale zu geben, meinte Buchmann: "Das wird 2004 ein kleines, feines Festival" , da es unklar sei, ob der Bund und das Land ebenfalls etwas dazuzahlen würden. Die Organisatoren arbeiten nach eigenen Angaben im kommenden Jahr ehrenamtlich.

Für 2005 müssten sich alle Beteiligten zusammensetzen, um eine neue Mannschaft zu finden. "Ich gehe davon aus, dass die Macher der 'März-Diagonale' (der "originalen Diagonale", Anm.) da eingebunden sind", betonte Buchmann.

Zufriedenheit herrscht bei jenen drei Grazer Gemeinderatsparteien, die die Förderung der Stadt Graz für die "originale Diagonale" beschlossen haben. SPÖ-Klubchef Karl-Heinz Herper meinte am Mittwoch in einer Aussendung, er erwarte vom Land Unterstützung: "Ich glaube, Kulturreferentin LH Waltraud Klasnic (V) hat mehr Größe und Respekt vor der Kulturszene und beugt sich nicht dem Rambo im Staatssekretärskostüm". Die Grüne Grazer Klubobfrau Sigrid Binder forderte die Freigabe des Landespreises für die "Diagonale", die KPÖ will die Bundesmittel für das Festival lukrieren.

SP-Klubchef Herper bezeichnete es als "letztklassig, quasi aus Protest der originalen Diagonale keine Fördermittel zu geben". Kunststaatssekretär Franz Morak (V) reagiere wie schon Kaiser Nero - "wer nicht enthusiastisch auf das Singsang des Fürsten reagiert, dem drohen Kerker und Löwen". Seitens der Stadt habe es einen Mehrheitsbeschluss für die Mittel für die "originale Diagonale" durch SPÖ, KPÖ und Grüne gegen die Stimmen von ÖVP und FPÖ gegeben, so Herper. Er hoffe nun auch auf Landesunterstützung.

"Staatssekretär Morak ist mit seinem Versuch, das erfolgreichste Festival des österreichischen Films mutwillig zu zerstören, gescheitert," sagte die Grüne Grazer Klubobfrau Binder zum "endgültigen Aus für die Morakonale". Dass Morak "auf seinen Geldern jetzt stur sitzen bleibt, zeigt, dass seine eigentliche Intention nie war, ein Festival des österreichischen Films zu fördern, sondern einzig und allein politische Zensur zu üben," so Binder. Die Grüne Landtagsabgeordnete Edith Zitz forderte "nach einem im Landtag von ÖVP und FPÖ abgelehnten Antrag" erneut die Freigabe des Großen Diagonalepreises in der Höhe von 15.000 Euro.

Der Kultursprecher des KPÖ-Klubs im Grazer Gemeinderat, Georg Fuchs, zeigte sich über die Morak-Aussage, die Diagonale nicht aus Bundesmitteln zu fördern, verärgert: "Morak hat erneut eine große Chance vertan. Er hätte zeigen können, dass er bereit ist, aus Fehlern zu lernen und dass ihm der österreichische Film wichtiger ist als parteipolitische Spielchen". Die Stadt Graz werde Bundesmittel brauchen, um das von der gesamten Filmszene und vom Publikum unterstützte Festival langfristig zu verankern. Nach Auffassung der KPÖ sollten "Bürgermeister Siegfried Nagl und Kulturstadtrat Christian Buchmann (beide V) nun "ihre guten Beziehungen zur Regierung spielen lassen, um den Trotzkopf im Bundeskanzleramt umzustimmen".

Mit der Summe von 75.000 Euro wird der Tourismusverband der Stadt Graz die originale und im nächsten Jahr auch einzige Diagonale fördern. Der Zuschuss kam zu Stande, weil die mittlerweile abgesagte offizielle Diagonale 55.000 Euro beantragt hatte. "Die Summe wurde bewilligt und noch ein wenig aufgestockt", so Dieter Hardt-Stremayr, Geschäftsführer von Graz Tourismus: "Wir wollen, dass ein Festival in gewohnter Qualität stattfinden kann", so Hardt-Stremayr zu der Förderung. Man werde auch die Diagonale "werbungsmäßig mittragen", was sich zeitlich "gerade noch ausgehe". (APA)