Wien - Die Liste der Bewerber sei nicht gerade berauschend gewesen, heißt es. Sehr früh scheinen VP-Kunststaatssekretär Franz Morak auch jene Kandidatinnen und Kandidaten abgesprungen zu sein, die er in der Hinterhand zu haben meinte, als er sich auf eine Neuausschreibung des Österreichischen Filminstituts (ÖFI) kaprizierte - die unangenehme Assoziationen zu der fatalen Entscheidung in Sachen Diagonale weckten.

Dass Morak nun am Mittwoch mit Roland Teichmann einen neuen ÖFI-Direktor präsentierte, der in der Filmbranche weithin respektiert wird, war also durchaus eine positive Überraschung. Ganz sicher war es jedenfalls auch eine Folge jener heftigen Konflikte nach der Diagonale-Entscheidung, aus denen Morak für sich offenkundig den Schluss gezogen hat, die Branche nicht weiter zu provozieren.

Roland Teichmann hat auch vor dem Hintergrund dieser Turbulenzen die Chance eines (noch relativ) unparteiischen Beobachters. Seit Beginn dieses Jahres hatte der 33-Jährige als Geschäftsführer des Fachverbands Audiovisuelle Medien der Wirtschaftskammer permanenten Kontakt mit der gesamten Filmszene - und war dabei nicht nur als gelernter Jurist und als Businessvertreter geschätzt.

"Es ist ganz gut, wenn jetzt einmal ein Mann dem ÖFI vorsteht, den man mitunter auch im Filmmuseum, im Filmarchiv, bei der Viennale oder in Programmkinos antrifft", äusert sich etwa Peter Zawrel, Leiter des Filmfonds Wien anerkennend über Teichmann, der sein Amt Anfang Mai mit einem auf fünf Jahre befristeten Vertrag antreten wird.

Zawrel: "Teichmann ist zwar ein Quereinsteiger und erst seit einem Jahr einschlägig in Agenden des Films tätig. Aber er ist neugierig und engagiert, und er hat sich binnen kurzer Zeit eine Akzeptanz in der Branche erworben, die man ihm vorher nicht unbedingt zugetraut hätte."

Eine für die Filmschaffenden ebenfalls erfreuliche Begleiterscheinung der Bestellung Teichmanns: Bis zur Neubestellung des Kuratoriums im Mai werden die Vorsitzenden des Verbands der Filmregisseure und des Dachverbands der Filmschaffenden in das ÖFI-Kuratorium kooptiert. Auf Teichmanns Ersuchen steht der scheidende ÖFI-Leiter Gerhard Schedl "längstens zwei Jahre" (Schedl) als Berater zur Verfügung - was angesichts der zunehmend komplexen Materie Filmförderung Sinn macht.

Schedl: "Es geht dabei um drei Aufgaben - um die Übergabe, die Beratung und um Sonderprojekte." Er werde kein Schattenminister sein, versicherte Schedl, der Teichmann "Alles Gute" wünschte. Zustimmung zu der Personalentscheidung signalisieren der Verband der Filmregisseure Österreichs und die Kultursprecherin der Grünen, Eva Glawischnig. (cp, APA / DER STANDARD, Printausgabe, 18.12.2003)