Innsbruck - 1300 in Tirol lebende Migranten, die über eine Aufenthalts-, aber keine Arbeitsgenehmigung verfügen, würden gerne im Tourismus arbeiten und könnten das Arbeitskräfteproblem der Branche mildern. Dazu notwendig wäre allerdings eine Gesetzesänderung.

Mishela Ivanova und Gerhard Hetfleisch vom Zentrum für MigrantInnen in Tirol (ZeMiT) haben im Auftrag der Wirtschaftskammer festgestellt, dass 6,7 Prozent aller in Tirol lebenden Migranten vom Arbeitsmarkt unfreiwillig ausgeschlossen sind. Die Mehrzahl dieser mehr als 2100 Menschen seien meist im familiären Zusammenhang oder zu Ausbildungszwecken nach Österreich gekommen und oft seit fünf Jahren in Tirol, erklärt Ivanova. Die Hälfte dieses Personenkreises komme aus Exjugoslawien, rund ein Drittel aus der Türkei.

Die Studie belegt auch, dass neben diesen vom Arbeitsmarkt gesetzlich ausgeschlossenen Personen überproportional viele Migrantinnen aus unterschiedlichen Gründen (Kindererziehung, Sprachprobleme) unfreiwillig nicht berufstätig sind. In der relevanten Altersgruppe der 15- bis 55-Jährigen in Tirol lebenden Migranten sind es mehr als ein Viertel der potenziell Erwerbstätigen, während vergleichsweise in derselben Altersgruppe der Inländer nur 15 Prozent dem Arbeitsmarkt fern bleiben.

Mit der erstgenannten Migrantengruppe, die ohne Anspruch auf Arbeitsgenehmigung in Tirol lebt, wurden muttersprachliche Interviews geführt, mit dem Ergebnis, dass zwei Drittel der 2100 Betroffenen ein prinzipielles Interesse an einer Arbeit im Tourismus formulieren. Ernst Dengg, Obmann der Gastronomen in der Tiroler Wirtschaftskammer, will nun zuerst seine Kollegen in anderen Bundesländern informieren und setzt dann auf Überzeugungsarbeit bei Wirtschaftsminister Martin Bartenstein.

Ausdrücklich sieht Dengg durch die Integration von in Tirol lebenden Migranten in den Arbeitsmarkt die Chance, das heuer 3900-köpfige Saisonierkontingent um bis zu ein Drittel reduzieren zu können. Dengg geht auch davon aus, dass viele dieser Migranten in den Tourismusregionen leben und daher besonders leicht mobilisierbar wären. Für Hetfleisch wäre die Zusammenlegung von Fremden- und Aufenthaltsgesetz ein "großer Wurf" und die in anderen Ländern übliche "Green Card" ein zentraler Bestandteil ernst gemeinter Integrationsbestrebungen.

In der Wintersaison beschäftigt der Tiroler Tourismus 36.000 Arbeitskräfte, "gleich viele wie die Industrie", erklärt Dengg. 12.000 kämen nicht aus Österreich, rund 7000 seien auch nicht EU-Bürger. Besonders erfolgreich ist in diesem Zusammenhang eine gemeinsam mit dem AMS organisierte Offensive, Lehrlinge für Hotellerie und Gastgewerbe in den neuen deutschen Bundesländern anzuwerben. (hs, Der Standard, Printausgabe, 19.12.2003)