Steiermarks Finanzlandesrat Herbert Paierl: Estag-Aufsichtsrat muss Konsequenzen ziehen

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Graz - "Ich lasse mir das nicht mehr gefallen. Ich werde die Steiermark, den Wirtschaftsstandort Steiermark wie ein Bullterrier verteidigen. Ich werde mich zu wehren wissen." Was den steirischen Landesrat Herbert Paierl in diesen Tagen einigermaßen in Rage bringt, ist die durch die "Causa Estag" ausgelöste öffentliche Begleitmusik.

Die vom Estag-Vorstand Gerhard Hirschmann losgetretene Affäre um das Landesunternehmen Energie Steiermark AG (Estag) - es geht um angebliche Bilanzmanipulationen, Privilegien und fragliche Firmenverflechtungen - beutelt die Steiermark seit einem halben Jahr kräftig durcheinander. Und sie hat längst tiefe Spuren hinterlassen. "Nicht nur das Image des Unternehmens mit seinen 2000 Mitarbeitern ist schwer beschädigt", diagnostiziert Paierl.

Die Steiermark werde durch die Estag-Affäre wieder - wie in alten Verstaatlichten-Zeiten - zum wirtschaftlichen "Notstandsgebiet" degradiert. Sogar ein Vergleich mit dem amerikanischen Bilanzskandal Enron werde bemüht. Paierl im Standard-Gespräch: "Es steht für die Steiermark zu viel auf dem Spiel. Das Bundesland hat sich in den letzten Jahren grandios entwickelt und steht besser da als jemals zuvor. Und auch die Estag wird ein weit über dem Plan liegendes Ergebnis vorlegen. Das lassen wir uns nicht demolieren."

Er wisse nicht, wer über die Estag-Affäre "diesen Versuch unternimmt, der Steiermark dermaßen schaden zu wollen und sie in ein altes Fahrwasser bringt". Paierl kryptisch: "Es müssen Feinde der Steiermark sein, die hier am Werk sind. Und ich schließe auch nicht aus, dass persönliche Probleme eine Rolle spielen."

"Dann muss a Ruh sein"

Wenn am 21. Jänner das Ergebnis der aktienrechtlichen Prüfung vorliege, werde es - wie von Estag-Aufsichtsrats^chef Johannes Ditz angekündigt - Konsequenzen geben. Paierl: "Die entscheidende Frage ist, ob der Vorstand handlungsfähig ist. Es muss in jedem Falle einen hochprofessionell funktionierenden Vorstand geben. Das abzuwiegen ist Aufgabe des Aufsichtsrates. Wie immer das Gremium darüber entscheiden wird, es ist zu akzeptieren. Und dann muss aber endlich a Ruh' sein. Und endlich jene Normalität einkehren, dass das Unternehmen das tut, was ein Unternehmen tun soll: gut für die Kunden arbeiten und dem Eigentümer Dividenden abliefern."

Einigermaßen ratlos mache ihn das Standard-Interview mit Vorstand Gerhard Hirschmann, der die Estag-Affäre mit öffentlichen Kritikäußerungen über sein Unternehmen ins Rollen gebracht hatte. Hirschmann relativierte nun plötzlich seine Vorwürfe, für ihn sei im Grunde die Sache gegessen, zumal seine Kritikpunkte etwaiger Privilegien ohnehin bereits geklärt seien.

Auch werde sich das Unternehmen wie, von ihm gefordert, auf das Kerngeschäft zurückziehen. Paierl erzürnt: "Jetzt soll plötzlich alles eh nicht gewesen sein? So einfach wird's wohl nicht gehen." (Walter Müller, Der Standard, Printausgabe, 19.12.2003)