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Der Stephansdom als Werbeträger

Foto: APA/Gindl
Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hat in der Fernseh-"Pressestunde" ein klares Bekenntnis zum Sozialstaat und gegen den "Turbokapitalismus" abgelegt. Er berief sich dabei auf Papst Johannes Paul II., der bereits unmittelbar nach der Wende mit seiner Enzyklika "Centesimus Annus" den Westen an diese beiden Alternativen erinnert habe. Es sei erfreulich, wenn es der Wirtschaft gut gehe, "aber wir spüren heute deutlicher, dass der Markt nicht alles ist". Das würden auch "gute Wirtschaftsleute" wahrnehmen.

Gleichzeitig verteidigte Schönborn die Entscheidung, Werbeflächen auf Gerüsten am Stephansturm zu vermieten: Erstens würden die beworbenen Unternehmen genau ausgesucht (sowohl Erste Bank als auch Wiener Städtische wurden ursprünglich von Priestern gegründet), zweitens brauche die Kirche das Geld eben für die Erhaltung des Domes.

Möglichkeit zum "Verschnaufen"

Wenn christliche Feiertage nur zum Einkauf genutzt würden, könne man sie konsequenterweise streichen, stellte Schönborn in den Raum - ohne jedoch diese Lösung zu favorisieren, im Gegenteil: "Warum kann sich ein Land nicht zusammenschließen und sagen: Wir wollen einen ruhigen Tag im Advent?"

Um Ruhepole im vorweihnachtlichen Rummel zu schaffen, hat die Katholische Aktion in den Kirchen eine Möglichkeit zum "Verschnaufen" angeboten. Er selbst habe sich auch dafür eingesetzt, dass Innenstadtkirchen bis in den späten Abend offen bleiben.

Nachdem er in der (zuvor aufgezeichneten) "Pressestunde" Partei für "Menschen, die auf der Straße stehen" genommen hatte, begrüßte Schönborn in einer aktuellen Stellungnahme die Asyleinigung vom Freitag: Der Innenminister habe einen Schritt gesetzt, der Österreichs humanitärer Tradition entspreche; dafür sei ihm zu danken. (cs, KAP/DER STANDARD; Printausgabe, 22.12.2003)