Wien - 40 Familien leben derzeit in diesem "ganz normalen Wohnhaus" in der Engerth- straße. 130 Männer Frauen und Kinder, die auf ihrer Flucht zum Teil das Schlimmste mitgemacht hatten: Verfolgung, Leid, Folter. Im Integrationshaus leben derzeit circa 50 Prozent unfinanzierte Asylwerber aus den Ländern wie Kosovo, Türkei, Zaire, Iran oder Kongo und anerkannte Konventionsflüchtlinge. Ein Drittel der Bewohner sind Kinder.

Nicht zuletzt wegen des düsteren persönlichen Hintergrunds steht den Hausbewohnern ein fünfköpfiges interkulturelles Betreuerteam zur Verfügung. Von Beginn an wird hier seit 1995 auch eine psychosoziale Intensivbetreuung angeboten, um eine psychische Stabilisierung zu unterstützen und eine Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Dazu kommen mehrsprachigen Kinderbetreuungsprojekte - der offene Kindergarten ist zweisprachig geführt; die meisten Kinder, die ihn besuchen, kommen aus der Wohnumgebung. Weiters gibt es psychologische Betreuung für traumatisierte Flüchtlingskinder im Integrationshaus.

Ein weiteres "Projekt Caravan" kümmert sich um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Das Betreuungsteam kümmert sich um sozialpädagogische Unterstützung aber auch um medizinische und psychologische Hilfe.

Ein derart umfassendes Angebot kostet natürlich Geld - und das wird immer knapper. Vor zehn Jahren hatte die Initiatorengruppe rund um "Ostbahn Kurti" Willi Resetarits die Idee für dieses Integrationshaus als "Praxisbeispiel" und "Denkfabrik" entwickelt - jetzt kämpft das Projekt mit massivsten finanziellen Schwierigkeiten.

Keine Unterstützung

"Das Integrationshaus wurde heuer vom Innenminister durch die Streichung von mehr als 100.000 Euro für die Flüchtlingsbetreuung finanziell so eingeschnürt, dass es vor dem Zusammenbrechen ist", warnt Sepp Stranig, Mitbegründer des Integrationshauses und Herausgeber der Guten Zeitung, die dieser Tage samt Erlagschein wieder zur Verteilung kommt. Damit nicht genug: "Für nächstes Jahr wurde bereits mitgeteilt, dass es für die mehrsprachige psychosoziale Intensivbetreuung gar keine Unterstützung mehr geben wird."

Daher heißt es etwa am 29. Dezember "Feierabend" in der Halle E des Museumsquartieres, damit es für die Idee des Integrationshauses eben keinen Feierabend gibt: Der Reinerlös der Musicalnacht mit Viktor Gernot, Lucia Nistler und vielen anderen geht direkt an das Integrationshaus. (frei, Der Standard, Printausgabe, 23.12.2003)