Auch für den Standort Salzburg gibt Bitsche eine Art Garantieerklärung ab: "Es ist eine vertraute und geliebte Stadt, in der ich mich gerne aufhalte. Es ist mein ausdrücklicher Wunsch, dass der Verlag in Salzburg bestehen bleibt - allerdings unter vertretbaren finanziellen Bedingungen. Der Standort Gaisbergstraße ist zu teuer, die Räumlichkeiten sind zu groß. Es ist also wahrscheinlich, dass wir uns nach anderen Räumen umsehen."
Stärkeres Augenmerk auf den Vertrieb
"Meine Aufgabe ist es, verlegerisch und geschäftsführend tätig zu sein und zwischen den Programmen zu koordinieren", sagt der gelernte Buchhändler, "Nach außen hin werden die Buchprogramme sehr eigenständig agieren, aber es wird versucht werden, Synergien zu nutzen - etwa bei Pressearbeit, Vertrieb und Vertreterarbeit. Natürlich ist völlig klar, dass die Marke Residenz erhalten werden muss. Mehr noch: Sie muss aufgefrischt und aufpoliert werden."
Herwig Bitsche hatte ab 1991 selbst vier Jahre im Vertrieb des Residenz Verlags gearbeitet, ehe er zu Haffmanns wechselte. "Es gab bei Residenz immer eine eklatante Vertriebsschwäche, alle Energien hat man ins Programm gesteckt. Das war für mich etwas frustrierend. Es gibt ein sehr schönes Zitat des Verlegers Max Droschl, den ich sehr bewundere. Es lautet sinngemäß: Die halbe Kunst des Verlegens ist es, ein Buch zu machen, die andere Hälfte der Kunst ist es, das Buch zu verkaufen."
"Wir haben da einen Freiraum"
Eigentümer des NÖ Pressehauses sind die Diözese St. Pölten und der Pressverein der Diözese. "Der Eigentümer hat sich in der Vergangenheit überhaupt nicht eingeschaltet, und wir erwarten das auch nicht in Zukunft. Ich weiß, dass es da Befürchtungen gibt. Was wir bisher an Programm gemacht haben, ist sicher nicht alles im Sinn der Kirche gewesen. Wir haben da einen Freiraum, den wir sehr schätzen. Das Pressehaus ist ein eigenständiges Unternehmen, das seine eigenen Grundsätze hat, und nach denen richten wir uns."
Die Grundsätze des von Wolfgang Schaffler gegründeten und lange als Flaggschiff der österreichischen Literatur angesehenen Residenz Verlags wären jedoch zuletzt vernachlässigt geworden, meint der 42-Jährige: "Eine Rückbesinnung auf die alten Prinzipien wäre durchaus sinnvoll, denn Residenz hat sein klares Profil verloren. Wo sind die großen, jungen, österreichischen Autoren, die in den letzten Jahren dort erscheinen sind? Da gibt es sicher ein Vakuum, da hat man manchen Autor verpasst." Ein rein rot-weiß-rotes Programm sei aber sicher nicht sinnvoll, meint der Verlagsleiter und verweist auf die erfolgreiche Kinderbuchlinie des NÖ Pressehauses, in der heimische Autoren und Illustratoren im fruchtbaren Dialog mit Künstlern aus anderen Ländern arbeiteten.
Zukunftsaussichten
"Natürlich muss man aus dem Residenz Verlag wieder einen Gewinn bringenden Verlag machen", räumt Bitsche ein, "Unser Ziel ist, dass die gesamte Buchsparte positiv bleibt, bei Residenz werden wir sicher noch ein wenig auf einen positiven Deckungsbeitrag warten müssen."