Mystifizierung befürchtet
Am selben Tag sollte ursprünglich der vom Bund finanzierte Hauptstadtkulturfonds über einen erneuten Antrag zur RAF-Ausstellung entscheiden. Erste Pläne waren auf scharfen Protest von Angehörigen der RAF-Opfer und von Politikern gestoßen, die eine Mystifizierung der Terrororganisation befürchteten. Zudem hatten die Angehörigen kritisiert, dass sie nicht rechtzeitig in die Konzeption der Ausstellung einbezogen worden waren.
Beschränkung auf kritische Reflexion der RAF in Kunst und Kultur
Nach der heftigen öffentlichen Debatte hatten die Kunst-Werke im Herbst ein neues Konzept vorgelegt, das sich ausschließlich auf eine kritische Reflexion der RAF in Kunst und Kultur beschränkt. Die historische Wahrheit über die RAF zu dokumentieren, wie die Öffentlichkeit jetzt erwartet habe, könne eine Kunstausstellung nicht leisten, hatte es geheißen.
Kulturstaatsministerin zog Zuschussbewilligung im Herbst zurück
Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) hatte daraufhin den Anfang 2003 vom Fonds bewilligten Zuschuss in Höhe von 100.000 Euro wieder zurückgefordert und die Kunst-Werke zu einem modifizierten Antrag aufgefordert. Der erste Antrag, für den der Zuschuss gegolten habe, sei hinfällig. Es ging dabei um eine Teilfinanzierung der ursprünglich auf 500.000 Euro veranschlagten Ausstellungskosten.
Kunst-Werke: Projekt lief Gefahr zum politischen Spielball zu verkommen
Biesenbach begründete seine jetzige Entscheidung mit dem "politischen Gerangel" um die Ausstellung. "Das lässt darauf schließen, dass dieses Projekt auch in seinem weiteren Verlauf nicht sachlich an seinen Inhalten gemessen wird, sondern zum politischen Spielball verkommt." Die Kunst-Werke hätten sich die Entscheidung sehr schwer gemacht.
"Wir sind eine relativ kleine Institution, in der alle möglichen Interessengruppen plötzlich mitreden wollten. Aber wessen Ausstellung ist das denn? Das ist unsere Ausstellung!" Die Ausstellung müsse sich der Kritik stellen, wenn sie existiert. "Die öffentliche Debatte, der Verdacht, dass hier etwas Unbequemes entstehen könnte, kann und darf keine Projekte verhindern", betonte Biesenbach.
"Nicht zulassen, dass größerer bleibender Schaden für die freie Kunstszene entsteht"
"Wir werden es nicht zulassen, dass das augenblickliche politische Klima an dem Ausstellungsprojekt zur RAF durchdekliniert wird und dadurch ein noch größerer bleibender Schaden für die freie Kunstszene entsteht." Er dankte ausdrücklich der Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds, der früheren Berliner Kultursenatorin Adrienne Goehler. "Sie hat für uns gekämpft wie eine Löwin." Die zuständigen Stellen müssten jetzt klären, in welcher Höhe die Zuwendung über 100.000 Euro zurückgezahlt werden sollen.
Kulturstaatsministerin fühlt sich bestätigt