89 Prozent der Führungskräfte deutscher, österreichischer und Schweizer Unternehmen halten den systematischen Umgang mit Veränderung für wichtig beziehungsweise sehr wichtig. Dies ergab eine 2003 durchgeführte Studie der Management- und IT-Beratung Cap Gemini Ernst & Young.

Mehr "harte Sanierer" in Deutschland

Der Stellenwert des Change Management wird aktuell in deutschen Unternehmen etwas höher eingeschätzt als in Österreich. Zwei Drittel der österreichischen Manager bevorzugen den harmonieorientierten Stil, bei den deutschen Nachbarn halten sich die "harten Sanierer" und die mitarbeiterorientierten Manager eher die Waage.

Den mit 69 Prozent häufigsten Anlass für Change Management liefert die Restrukturierung/Reorganisation des Unternehmens, gefolgt von einer veränderten Unternehmensstrategie mit 54 Prozent. "Die Ergebnisse sind ein deutlicher Spiegel der derzeitigen Wirtschaftssituation", meint Martin Claßen, Leiter der People Practice bei Cap Gemini Ernst & Young Zentraleuropa. "Das Thema ,Fusionen' wäre vor einigen Jahren sicher häufiger genannt worden."

Noch hinter Kostensenkungsprogrammen (33 Prozent) liegt dieser Grund aber erst an vierter Stelle. In Österreich dominieren zwar auch Restrukturierungsgründe, aber der Anlass "Mergers & Acquisitions" liegt mit 41 Prozent an zweiter Stelle.

Stolpersteine

Zu viele Aktivitäten stellen den größten Stolperstein für ein Change-Projekt dar (52 Prozent). Dazu bringen "langfristige Maßnahmen, die für eine kurzfristige Ergebnisverbesserung geopfert werden" (48 Prozent), einen Veränderungsprozess zum Scheitern.

Mit eigenständigen Change-Management-Abteilungen hinken österreichische Unternehmen den deutschen nach.

Gestaltung des Wandels unliebsames Nebenamt

Am häufigsten sind Projekte, bei denen Change Management von der jeweiligen Projektleitung (57 Prozent) oder von anderen Mitarbeitern in Ergänzung ihrer fachlichen Aufgaben (47 Prozent) "mitgemacht" werden. Change-Projekte werden so leicht zur Nebensache. Die prozessuale Gestaltung des Wandels wird zum ungeliebten Nebenamt.

Beim Ländervergleich ist die in Deutschland stärkere Delegation an externe Berater (60 Prozent in Deutschland vs. 46 Prozent in Österreich) bzw. interne Spezialisten (43 Prozent vs. 27 Prozent) augenfällig. Signifikant im Hintertreffen sind die Österreich mit lediglich neun Prozent von eigens betrauten Mitarbeitern mit Change-Aufgaben (32 Prozent hingegen in Deutschland) sowie mit eigens etablierten Abteilungen für Change Management (neun Prozent in Österreich vs. 32 Prozent in Deutschland). (DER STANDARD Printausgabe, 17./18.1.2004, zug)