Klosterneuburg - 1980 besuchte seit 198 Jahren erstmals ein Papst Deutschland. Die Sommerspiele in Moskau wurden einfach boykottiert. Muhammad Ali beendete seine Karriere. Der Viererbande wurde der Prozess gemacht. In Hamburg wüteten Werner Büttner, Martin Kippenberger und die Oehlen-Brüder. In Köln riefen Walter Dahn, Peter Bömmels und Jiri Georg Dokoupil die "Mühlheimer Freiheit" aus, bloß weil die drei Fauves just dort auf Nummer 110 ihr Atelier hatten.
In Berlin tobten Rainer Fetting, Helmut Middendorf, Bernd Zimmer und das geile Tier Salomé. Die Schweiz verunsicherten Martin Disler und Leiko Ikemura, Miami Don Johnson. Die Musik war noch relativ einfach in Gut und Böse zu teilen. Eine Hand voll österreichischer Galerien musste notgedrungen dem Subventionstopf entsagen, weil sich mit all dem Geld verdienen ließ. Die Sammler trugen Schulterpolster, die Globalisierung wurde mit 14 Kilo schweren Mobiltelefonen vorangetrieben. Im Wiener Café Ring ahnte noch niemand, dass das Etablissement dereinst der kubanischen Revolution anheimfallen würde.
Die Welt war in Ordnung. Im Berliner Gropius-Bau wurde '82 Zeitgeist uraufgeführt, eine Ausstellung, die wie keine andere Zeitgeistmagazine nach sich zog. Das österreichische Druckwerk hieß Wiener, die passende Schau im 20er-Haus Hacken im Eis. Die war allerdings erst 1986 und zudem auch noch in Bern. Und begonnen hat überhaupt alles in Italien Ende der 70er-Jahre. Transavanguardia oder auch Arte cifra wurde getauft, was Sandro Chia, Enzo Cucchi und Francesco Clemente dort gestisch anrichteten und in seiner deutschen Ausprägung nach einer Schau im Berliner Haus am Waldsee dann "Heftige Malerei" gerufen wurde. Oder eben auch "Junge Wilde".
Und zu Italien ist noch zu sagen, dass man den Mimmo Paladino nicht vergessen darf, der aber rein phonetisch nicht ins Bild der drei großen C passt, die in jener Zeit des kapitalen Übermuts aus Kunstmessen erst Märkte machten.
Und vorausschickend jetzt noch eines: "jung und wild" war, sieht man einmal von Elvira Bach ab, eindeutig männlich besetzt. In Frankreich durch Jean Charles Blais, was jetzt aber echt nicht ablenken soll, endlich an Österreich zu denken.
Gerade jetzt, wo Maturatreffen ist. Bei Essls. In Klosterneuburg. Und alle sind gekommen: Der Anzinger Siegfried, der Bohatsch Erwin, der Brandl Herbert, der Damisch Gunter, der Danner und auch der Kern Josef, der Mosbacher Alois und natürlich auch der Scheibl Hubert. Der Walter Vopava ist auch dabei. Und der Franz Grabmayr auch. Und der Rudolf Goessl.
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