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Telefonsexangebote, Porno im Internet, Sexaktien an der Börse - all diesen Formen der wirtschaftlichen Ausbeutung von Sexualität will ein neuer Initiativbericht den Riegel vorschieben, über den das EU-Parlament im Februar beraten wird. Auch die irische EU-Ratspräsidentschaft plant nun, die Frage den EU-Staaten zur Diskussion vorzulegen.

"Mein Bericht zielt nicht so sehr auf Prostitution ab, sondern eher auf Pornografie und Telefonsex", fasste am Dienstag in Brüssel die Autorin des Antrags, die schwedische EU-Abgeordnete Marianne Eriksson, gegenüber dem STANDARD ihren Vorstoß zusammen. Seit vier Jahren habe sie im zuständigen Parlamentsausschuss für Frauenrechte die Debatte beantragt, im Februar sei es nun so weit. "Es gab nur wenige Gegenstimmen, die die Diskussion verschieben wollten", so die Abgeordnete der Fraktion der Nordischen Grünen Linken.

Grundsätzliche Unterstützung der irischen EU-Ratspräsidentschaft für die Pläne hatte am Vortag in Brüssel bereits Irlands Justizstaatssekretär Willie O'Dea angekündigt: "Ich werde mich darum kümmern, dass das Thema auf die Tagesordnung kommt", versicherte er gegenüber Journalisten. "Bis jetzt wurde es noch nie in der Substanz diskutiert, aber es ist sicherlich etwas, das während der irischen Präsidentschaft zu erörtern ist", sagte O'Dea und schränkte sogleich ein, dass es "schwer sein wird, hier eine gemeinsame Haltung zu finden".

Bezahlung für Sex und die Inanspruchnahme der Dienste von Prostituierten sind bisher in der EU nur in Schweden illegal, auch wenn das Thema immer wieder diskutiert wird - wie zum Beispiel zuletzt in Wien im vergangenen Jahr mögliche Strafen für Freier.

Marianne Eriksson hat aber weniger den Straßenstrich im Visier, sondern vielmehr die, wie sie es in ihrem Bericht nennt, "Sexindustrie", die jährlich mehrere Milliarden Dollar umsetze. Neben dem verstärken Kampf gegen Kinderpornos oder Sextourismus fordert sie auch ein Verbot, Unternehmen wie die Beate Uhse AG an der Börse zu platzieren. Unverlangte Sexmails im Internet sollen gestoppt und sexistische Reklame besser kontrolliert werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2004)