Kid Alex
Colorz
(Universal)

Foto: Universal

Zarte 21 Jahre alt und auf dem Sprung zur Weltkarrier. Alex Ridha, der Hamburger mit irakischen Wurzeln ist mittlerweile dank eines während der vergangenen zwei Jahre vom Underground-Club-Hit zum internationalen Mainstream-Verkaufsschlager gewachsenen Songs der neue konsensfähige Star auf dem Pop-Dancefloor. Zuletzt wurde der Titel gar als Werbemusik für Coca Cola-TV-Spots in den baltischen Staaten und in Skandinavien eingesetzt. Young Love (Topless) gilt nicht nur als einer der Gassenhauer aus der denkenden Disco des letztlich eher sehr schwachbrüstig abgelaufenen Jahres 2003.

Colorz, das jetzt veröffentlichte Debütalbum von Kid Alex, wird mit seiner gefinkelten Stilmischung, die im Wesentlichen aus ALLEM besteht, auch zu so etwas Ähnlichem für den europäischen Club werden wie vor einigen Jahren die Arbeiten des US-Eklektikers Beck für die Gitarren-Trinkerhütte: die Musik, die wegen ALLEM auch alle einigt. HipHop, House, Elektro, Rock, Pop, Funk und Soul, ein Schuss Glam von Übervater Bowie, ein Schuss Kleinkriminalität aus Hosenboden-in-der-Kniekehle-Los Angeles, ein Schuss New York Downtown, ein Schuss Hamburger St. Georgs-Viertel.

Hinter Kid Alex steht neben Alex Ridha auch Andi Meid. Der kommt zumindest eindeutig aus einer mit HipHop kodierten Vergangenheit. Er arbeitete unter anderem als Soundmann für Das Fette Brot und die Beginner. Neben Gastsänger Kimo Green, einem männlichen New Yorker Model mit Spezialgebiet Slackertum und ungepflegte Kopfhaare kam vor allem auch Alex als äußerst wandlungsfähiger Sänger daher. Zwischen - Selbsteinschätzung - "indischem Taxifahrer in New York", jamaikanischem Reggae-Sänger mit Nasenschleimhautentzündung und britischem Gruftie-Gott Robert Smith mit Albert-Camus-Befremdung ist ALLES möglich.

Hier wird zwar kein Pop-Klischee und keine Bauplananleitung für ein zukünftiges Liebkind zwischen FM 4 und MTV ausgelassen, zumal auch die 80er-Jahre nicht nur über Verneigungen vor Madonnas Material Girl , das hier Material Junkie heißt, ausgiebig zelebriert werden - was ja derzeit bekanntlich keinem Musiker zum finanziellen Schaden gereicht. Aber woher soll ein junger Mensch mit 21 Jahren auch seine Muttermilch haben, wenn nicht von einem damals aktiven Disco-Hasen zwischen Ekel-Synthie-Teppich und Frau Cicciones Pfarrer-Schreck-Pop. (DER STANDARD, Printausgabe, 23.1.2004)