Die Vorschläge zur Bildungsreform der Zukunftskommission, die Ministerin Elisabeth Gehrer letztes Jahres einsetzte, liegen vor. Darunter eine Reform des Repetierens. Christiane Spiel, Mitglied der Kommission und Leiterin des Arbeitsbereichs "Bildungspsychologie und Evalution" an der Uni Wien, sieht mehr Nachteile als Vorteile im bisherigen System des Sitzenbleibens. "Das Ziel des Wiederholens besteht darin, dass die Schüler den Stoff aufarbeiten und davon profitieren", so Spiel zum SCHÜLERSTANDARD.

"Aufstiegsklausel"

Bisher musste man, um aufsteigen zu können, in jedem Hauptfach eine positive Note vorweisen können. Jedoch gewährleisteten Ausnahmeregelungen, wie die von Schülern geliebte "Aufstiegsklausel", trotz eines Fünfers die Fahrkarte in die nächste Klasse.

Die Zukunft des Sitzenbleibens soll nach dem Vorschlag der Kommission anders aussehen. Dieser stellt ein System in Aussicht, nachdem das Repetieren von ganzen Schulstufen eingeschränkt werden soll. Das gesamte Jahr könne freiwillig und müsse nur im extremen Fall noch einmal gemacht werden. Ein Zeugnis mit drei Fünfern gilt hierbei als ein "Extremfall". Wiederholt wird also nur dann, wenn das von den Eltern des Schülers ausdrücklich gewünscht wird, oder dieser in mindestens zwei Fächern negativ abschließt und in mehr als 50 Prozent der Fächer nichts Besseres als ein "Genügend" hat. Die Klausel soll aber in diesem Rahmen erhalten bleiben - die Prüfungen müssen trotzdem nachgemacht werden.

Förderunterricht

Begleitender Förderunterricht und Prüfungen im laufenden Schuljahr sollen die Löcher im Stoff schließen. Was passiert, falls diese Prüfungen nicht geschafft werden, weiß die Kommission allerdings selbst noch nicht. "Wir haben gar nicht vorgehabt, das auszuformulieren. Wir wollten einfach nur anregen, dass dies ein Punkt ist, der zu überdenken wäre", so Spiel. "Inwieweit diese Vorschläge verwirklicht werden, hängt von politischen Entscheidungen ab." (DER STANDARD, Printausgabe, 27.1.2004, fanie, grill)